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Freundeschwund {Samstagsplausch 46-23}

18.11.2023 | Samstagsplausch

Diese Woche hat mir eine Freundin eine Kolumne aus dem Tagesspiegel vorgelesen. Der Text begann mit Freundeschwund. Dachte ich zumindest. Ich nenne es jetzt mal so. Im Internet habe ich den Artikel auch gefunden, leider muss man die Zeitung abonniert haben um alles lesen zu können. Dort heißt die Überschrift auch anders: „Freundschaftsschrumpf“. Im Grunde aber auch nichts anderes. Ich will mal schauen, ob ich es in etwas zusammen bekomme, was sie mir vorgelesen hat.

Freundeschwund

Es gab eine Zeit, da konnte man sich vor Freundschaften nicht retten. Natürlich wird es sich dabei nicht um die allerbesten Freunde gehandelt haben, aber man traf sich und unternahm viel zusammen. Dann trifft man den Partner seines Lebens, hat keine Zeit mehr, es kommen Kinder und die Freundschaften verändern sich, Spielplatzfreunde, Kindergartenfreundschaften, Schule … Irgendwie tauchen neue Freunde auf, und noch mehr gehen verloren. Andere Interessen treibt die Menschen auseinander und andere wieder zusammen. Und dann ist man Ende 40 (oder noch etwas älter) und muss feststellen, dass von all den guten Freunden kaum noch welche übrig geblieben sind. Dazu kommt, dass man sich schwertut, neue Menschen kennenzulernen, geschweige denn an sich heranzulassen.

Also den ganzen Text bekomme ich ganz bestimmt nicht mehr zusammen. Fazit ist, die Autorin hat recht. Mir ging der Grundtenor nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe jedenfalls meine Probleme. Wenn jemand neu in meinem Leben ankommt, dann hoffe ich immer, der könnte passen. Aber Macken fressen sich im Laufe eines Lebens hier wie da ein. Und dann merkt man irgendwann, das passt einfach nicht. Und so schrumpfen die Vorräte an Freunden vor sich hin. Aber was kann man da machen? Ist das normal und füllen sich die Freundschaften mit Mitte Ende 50 wieder auf? Gibt es die ultimativen Tipps?

Herbstdunkel

Die Woche fand ich ziemlich dunkel. Ob es daran lag, dass ich immer so früh aufgewacht bin und dann auch noch arbeiten gehen musste? Man muss schon wirklich aufpassen, wenn man zu depressiven Phasen neigt, dass einem die Dunkelheit nicht auf die Seele schlägt. Noch sind ja keine leuchtenden Sterne entzündet und die Beleuchtung für den KuDamm ist auch noch nicht gesichert. Jedes Jahr dasselbe Dilemma. Aber überall fängt es an, dass man schon ahnen kann, dass es bald so weit ist, dass es leuchtet und funkelt.

Wieder habe ich mich überreden lassen, die Nikoläuse für die Ärzte zusammenzutragen. Ich habe auch schon angefangen. Aber ich muss mich sputen. Eine Kollegin plottet vielleicht die Anhänger für die Nikoläuse, wenn nicht, werde ich das wohl selber mit Pappe, Filzer und Schere in die Hand nehmen müssen.
Im Moment bin ich von meinen Büchern gefesselt. Passt ja auch zu dem usseligen Wetter, wenn ich nach Hause komme, mag ich eigentlich nicht mehr vor die Tür. Im Lesezimmer ist einiges los. Der Advent hat sich dort zumindest schon mal angekündigt und ein Young Adult-Fantasie-Buch hat Einzug gehalten, dass nicht lange gehalten hat. Der Kerl musste damit klarkommen, dass ich meine Nase kaum aus dem Buch bekommen habe. Vorgestern lief ein sehr guter Film im RBB. Ein Film, der sich mir die Nackenhaare aufstellen ließ. Kennst du den Mauretanier? Mein Strickzeug blieb teilweise auf meinem Schoß liegen und ich konnte keine einzige Masche stricken.

Auch dieses Wochenende werde ich im Dunkeln zur Arbeit radeln und im Halbdunkel wieder nach Hause. Ich hoffe wenigstens, dass es nicht regnet. Aus allen Ecken meiner knappen Freundschaften höre ich gerade wieder, dass alle krank werden. Passe bitte auf dich auf …

Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt

(Daniel Defoe)

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16 Kommentare

  1. Buchbahnhof

    Hallo Andrea,
    in meinem Leben sind Freundschaften tatsächlich sehr spärlich vorhanden, aber auch sehr bewusst so gewählt. Ich möchte gar keinen großen Bekanntenkreis, mir sind wenige, aber dafür sehr gute Freunde wesentlich lieber. Ich weiß nicht, ob ich das in 10, 20 oder 30 Jahren mal anders sehen werde. Aber so richtig kann ich mir das nicht vorstellen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich viele Menschen in meinem Leben brauche und je älter ich werde, umso wichtiger ist es mir, meine Zeit nur mit Menschen zu verbringen, die mir wirklich am Herzen liegen. Ich habe da sowohl im Bekannten- als auch im Familienkreis stark aussortiert.
    Ich hoffe, dass du auch in der dunklen Jahreszeit immer gut durch die Straßen kommst.
    Herzliche Grüße
    Yvonne

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  2. Britta

    Guten Morgen Andrea,
    den Mauretanier kenne ich nicht, doch das wird sich in den nächsten Stunden ändern. Heute habe ich Zeit und Jodie Foster ist immer ein Grund einzuschalten. Ich bin sehr gespannt.
    Zum Thema Freundschaften muss ich dir sagen, in meinem Leben sind sie rar gesät. Ich unterteile tatsächlich zwischen Bekannten, guten Bekannten und Freunden. Und Freunde das sind nicht viele. Im meiner Jugend habe ich mich schwergetan dazuzugehören und tatsächlich keine Freunde, denen ich mich anvertraue. Später waren es immer Freunde die mich eine zeitlang begleitet haben und wenn unsere Leben sich auseinanderdividierten, blieben sie auf Sichtweite, aber nicht mehr auf Herzweite.
    Liebe Grüße
    Britta

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  3. niwibo

    Weniger Freunde, dann die dunkle Jahreszeit, da kann es schon mal schwer um die Seele werden liebe Andrea,
    und leider werden die Freundschaften mit Mitte 50 auch nicht mehr. Schade.
    Darum die wirklich guten Freunde festhalten, eine Handvoll ist besser als gar nichts.
    Und mit denen schöne Dinge ab und zu unternehmen, von denen man dann zehren kann.
    Ich mag das Dunkle draußen auch nicht und bin dann am liebsten abends auch zu Hause. Aber zum Glück kann man sich mit einem guten Buch in eine helle und freundliche Welt träumen.
    Hab einen kuscheligen Sonntag, lieben Gruß
    Nicole

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  4. Bienenelfen

    Liebe Andrea,

    ja die draußen trübe nasse und dunkele Stimmung kann einem wirklich auf die Seele schlagen. Ich hab mir jetzt dann schon um 3.00 Uhr die Kerzen angezündet und es wie Du gemacht die Nase ganz tief in ein Buch gesteckt das tat dann gut. Ja Freundschaften muss man hegen und pflegen. Wir sind ja viel in der Welt unterwegs gewesen und konnten dann die Freundschaften aus alten Tagen eben nicht so pflegen weil wir am anderen Ende der Welt waren, dort wieder Freundschaften geschlossen haben und diese auch hier weiter pflegen so ist alles immer in Veränderung und nie gleichbleibend, dass es im Alter weniger werden ist sicher auch den Gepflogenheiten der einzelnen Menschen zuzuschreiben, ein Rezept habe ich leider keines….aber liebe Grüße die senden Dir in die Hauptstadt

    Kerstin und Helga

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  5. sunni

    Liebe Andrea, wir haben das in den letzten 12 Jahren sehr genau verfolgt: Mit der Krebsdiagnose meines Mannes gingen 3/4 der sogenannten Freunde, denn ich finde, wer sich in solchen Situationen verabschiedet, der war kein wahrer Freund. Den Rest , bis auf ganz, ganz vereinzelte, verloren wir im Frühjahr/Frühsommer in den 14 Wochen im KH an 2 Orten, es wurde einfach immer weniger. Dafür kamen durch Verbundenheit mit ähnlichem Schicksal oder Bloglesen 2 neue dazu. Aber es gibt schon viele einsame Stunden. Nicht dass es an Arbeit fehlt, wenn man 23,5 Std am Tag für einen alten, kranken Menschen sorgt, aber der Austausch fehlt mir schon sehr.Dass sich auch ein Teil der Familie verabschiedete, da ich ja „meinen Mann nicht sterben ließ…“, war noch viel, viel schlimmer. Aber ich sage mir immer wieder: Jeder hat sein Leid hinter der Tür, wir wissen es nur nicht immer. Dir alles Liebe und beste Grüße ins novemberliche Berlin, Sunni

    Antworten
  6. Agnes

    Mit Freundschaften ist es schwierig. Sie gehen im Laufe des Lebens verloren. Es sei denn man kümmert sich, investiert viel Zeit. Aber will man das…? Kann man nicht auch mal erwarten, dass die Anderen sich kümmern…., aber dann bleibt es meistens auf der Strecke. Natürlich nicht immer und dass sind dann die wahren Freundschaften. Besonders jetzt wo mein Mann gestorben ist…., da bin ich dankbar, dass ich mich mit meinem Blog ablenken kann und auf Blogrunde dies uns das lesen kann.
    LG Agnes

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  7. nina wippsteerts

    oha, Definitionsfrage: ich hatte immer schon wenig Freunde, viele Bekannte
    Denn was ist Freundschaft, was ist weniger, …
    Aber ja, wenn man als junger Mensch einfach mehr Zeit hat, ist es einfacher, Kontakte zu finden und vor allem: sie zu pflegen!!
    Nun, manchmal sehe ich Menschen, die ich Freunden nenne, nicht oft, manchmal gibt es sogar nur einen Brief oder zwei im Jahr und doch ist man sich nahe
    und natürlich gehen manchmal der Umstände halber Menschen aus meinem Leben und neue kommen
    🙂
    Liebe Grüsse
    Nina

    Antworten
    • Jutta Kupke

      Vielen Dank mit dem Tipp „Der Mauretanier“ Gerade haben wir den Film beendete und ich muss sagen wir waren sehr beeindruckt!
      Und was wahre Freunde betrifft, die sind dünn gedsät bei uns. Eigentlich pflegen wir nur eine Freundschaft aber die dafür schon gut 40 Jahre.
      Liebe Grüße
      Jutta
      Auch Bekanntschaften eher wenige.

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  8. Karin Be

    Freundschaftsschwund, so traurig es ist, beobachte ich für mich ebenso. Ohne Rituale, regelmäßige Kontaktpflege, funktionieren sie meist nicht weiter, wenn nicht beinahe automatisch Gemeinsamzeiten bestehen. Manche dieser Lebensabschnittfreundschaften halten dann doch länger, trotz Umzug, neuem Job, Kinder, Ehe, Scheidung, … Umso schöner, wenn es dann doch über Jahre klappt Kontakt zu halten. Ansonsten hilft mir Offenheit für neue Begegnungen.
    Alles Gute – vor allem auf deinem Weg zur Arbeit,
    mit vielen Grüßen,
    Karin

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  9. Gabi

    Moin liebe Andrea,
    es ist eine kleine Ewigkeit her, dass ich mich hier an deinen Kaffeetisch gesellt habe…aber was soll ich sagen….so ist das Leben…
    und es passt auch ein bisschen zu deinem heutigen Thema;
    man muss *Blog*freunde nicht immer sehen, aber es ist schön, dass es sie gibt!
    Danke

    ….fühl dich lieb umärmelt

    Gabi

    Antworten
  10. Ursula

    Gerade genesen, uff und das solls dann bitte auch gewesen sein für den Winter. Freundschaften haben sich verschoben und sehr verdünnt als ich krank wurde und ebend nicht mehr wirklich gesunde. Verwundert hat es mich und auch verletzt. Corona verschob das alles dann noch mehr in Richtung verdünnen. Überraschendes dann von Menschen, bei denen ich das gar nicht vermutet hätte. Neue Freundschaft ist spärlich, aber sie passiert dann doch und das tut gut.
    Bleiben Sie gesund und ein schönes Wochenende
    Ursula

    Antworten
  11. Carina

    Der Mauretanier hat mich im Sommer 2021 ÜBER WOCHEN verfolgt! Wobei ich tatsächlich erst alle Folgen des NDR-Podcasts gehört und dann erst die Dokumentation entdeckt habe.

    „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“
    https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast5156.html

    Vielleicht höre ich mir die jetzt einfach nochmal an … Grau genug ist es ja draußen.
    Liebe Grüße, Carina.

    Antworten
  12. astridka

    Es ist so: Es werden weniger im Laufe des Lebens. Wenn dann so ein einschneidendes Ereignis wie der Tod des Partners eintritt, zeigt sich, wer die Freundschaft hält. ( Frau ist es sogar gelungen, eine aus den Kindergartentagen der Tochter wieder zu reaktivieren. )
    Es gibt allerdings – begnadete – Menschen wie meinen Bruder oder meine eine (Stief-)-Tochter, die halten alle Beziehungen aus Schule & Studium bis heute aufrecht. Das ist mit viel Aufmerksamkeit & Zuwendung & traditionellen Ritualen zu schaffen. Mir ist diese Fähigkeit nicht gegeben. Allerdings habe ich im Alter durchs Bloggen auch Freundschaften gefunden, die gut zu meiner derzeitigen Lebenslage passen.
    Ich bin allerdings auch jemand, der mit eher kurzweiligen Bekanntschaften seine sozialen Bedürfnisse abdecken kann. Die restlichen Bedürfnisse kann ich mit meiner sehr guten Familienanbindung stillen.
    Einen Schutzengel wünsche ich dir für die dunklen Tage auf dem Rad!
    Herzich
    Astrid

    Antworten
  13. Loni

    Guten Morgen liebe Andrea,

    ja, das ist tatsächlich so, wenn ich es in meinem Familien- und Freundeskreis beobachte, läuft es bei fast allen in die gleiche Richtung, dass die Freunde weniger werden, weil sich einfach die eigenen Prioritäten verschieben und man auch wählerischer wird. Als junger Mensch schaut man über vieles hinweg, wenn man älter wird, wird die Zeit kostbarer und man überlegt sich, mit wem man diese verbringen will. Mir reicht eigentlich aber auch mein Kreis aus Familie und ein paar engen Freunden, ich plaudere auch gerne einfach mal ganz unverbindlich mit netten Bekannten, die man aus Workshops, VHS-Kursen, der Nachbarschaft kennt, viel enger muss es da garnicht werden. Aber zu dem Thema muss ich die Tage auch nochmal etwas schreiben, ich hatte da nämlich eine besondere Begegnung, an die ich jetzt noch oft denken muss….

    Oh ja, ich kann mir gut vorstellen, dass die Dunkelheit so manchen aufs Gemüt geht. Ich liebe diese Zeit ja sehr (das Gemütliche, die kristallklare kalte Luft…), bin ein Herbstkind und meine Mama erzählt mir immer, dass ich schon als Kind zur Herbstzeit richtig aufgeblüht bin und im Sommer bei Hitze oft „knatschig“ war. Auch als junges Mädchen hatte ich von der Hitze und extremer Helligkeit oft Kopfschmerzen, ich mag es einfach nicht. Also ich tendiere eher Richtung Sommerdepression, ohne Quatsch!

    Was Du sagst, dass die Viren wieder rumgehen, das kann ich nur bestätigen, es sind soooo viele Leute krank in meinem Umfeld. Hoffentlich geht der Kelch an uns vorüber!! Pass Du auch auf dich auf und mach Dir ein gemütliches Wochenende!

    Viele liebe Grüße sendet
    Loni x

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  14. Regula

    Definiere Freundschaft. Ich durfte ein paar neue, sehr wertvolle knüpfen, habe aber auch einige verloren. Vielleicht möchten wir einfach auch mehr Zeit mit der allerbesten Freundin fürs Leben, uns selber, verbringen? Nebst den Aktivitäten brauche ich (61) mehr Zeit zur Erholung, was die Zeit, die man mit Freunden verbringen kann, einschränkt. Ich denke, dass wenige, dafür tiefe Freundschaften die Menge mehr als wettmachen. Und wie Heidrun schön sagt, es gibt viele nette, oft überraschende Begegnunen im Alltag.

    Ein frohes Wochenende wünsche ich dir

    Regula

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  15. Heidrun 🍁

    …da sind jedes Wochenende Blogfreunde, die zwar virtuell, doch mit Treue posten! Ja, es stimmt, je älter frau wird umso wertvoller werden echte Freundschaften.
    Ich genieße einen Freund, der – fast – bis zum Sandkasten zurück reicht. Ansonsten freue ich mich über nette spontane Begegnungen.

    Hab‘ ein angenehmes herbstbuntes Wochenende,
    Heidrun

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