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Die Kaiserin {Samstagsplausch 42-23}

21.10.2023 | Samstagsplausch

Ich bin die Kaiserin in meinem Reich! So stand ich gestern in dem Fortbildungsraum unseres Krankenhauses. Die Arme weit zur Seite gehoben und den Kopf in den Nacken geworfen. Nicht nur ich war Kaiserin. Nein, neben mir standen noch weitere 11 Frauen und ein Mann. Der war natürlich der Kaiser in seinem Reich. Ich war auf einer Fortbildung, um meine Energieinseln zu finden und auszubauen. Energieinseln, nicht um Kaiserin zu werden, sondern damit ich mich wieder selber finde und trotz reichlicher Arbeit und persönlichen Sorgen, endlich mal wieder Luft bekommen. Ich sage dir, das ist keine leichte Aufgabe. Was in einem Krankenhaus so los ist, das muss ich dir ja nicht erzählen. Seit einigen Wochen haben wir ein neues Programm, dass die Kollegen und mich wirklich fordert. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich noch weniger Zeit am Patienten verbringe. Aber das werde ich ändern. So geht das nicht weiter.

Ich, die Kaiserin

Ich hatte diese Woche 2 Fortbildungen. Eigentlich waren es keine Fortbildungen, sondern Selbstfürsorge-Kurse. Dienstag und Mittwoch hatte ich einen Schnupperkurs in Sachen Qi Gong. Ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Ich kannte Tai-Chi (so dachte ich jedenfalls) aus den Parks. Inzwischen habe ich gelernt, dass es 5000 Arten Qi Gong gibt und das Tai-Chi etwas anderes ist, denn beim Qi Gong bleibt man immer an einem Platz stehen, während man beim Tai-Chi von seinem Platz wegtritt, um wieder dorthin zurückzukehren. Nur ein kleines Merkmal. Qi Gong finde ich tatsächlich sehr spannend und kann mir vorstellen, dass ich mir einen Kurs in meiner Nähe suche. Die Bewegungsabläufe sind einprägsam und tun dem Körper und der Seele wirklich gut.

Nun zur Kaiserin. Die Energieinseln. Als ich den Raum gestern betrat, es war derselbe wie für den Qi Gong Kurs, war ich fast schon die letzte Teilnehmerin. Unsere Dozentin war schon etwas älter, aber noch topfit. Nachdem alle eingetrudelt waren, fing sie damit an, dass wir mal so richtig laut seufzen sollten. So alles aus sich heraus lassen. Hast du das schon mal in einer Gruppe völlig fremder Menschen versucht? Ah, dann kannst du dir sicher vorstellen, wie die Seufzer ausfielen … genau sehr leise und unauffällig. Wer macht schon in der Öffentlichkeit so einen Krach und teilt der Welt seinen Kummer mit! Die Kursleiterin ließ aber nicht locker und feuerte uns an, richtig alles herauszulassen. Kläglich wurden wir lauter. Und so zog es sich eine Weile hin, bis wir tatsächlich mitten im Raum standen, die Arme hochrissen und laut schrien, dass wir die Kaiserin (Kaiser) unseres Reiches wären. Statt morgens in den Spiegel zu schauen und dir die Zunge herauszustrecken, solltest du lieber sagen, was du für ein toller Mensch bist.

Am Nachmittag hatten wir dann ca. 7 x meditiert und 55 x laut geseufzt, uns selber abgeklopft und ausgestrichen, Füße und Hände geknetet, aber so wirklich glücklich hat mich dieser Kurs nicht gemacht. Na, ich will mal nicht so sein. Ein bisschen hat es doch gebracht. Ich werde demnächst wohl mehr atmen und rote Ampeln als erzwungene Pausen nutzen.

Wochengeplauder

Ohne dass ich noch einmal die Kaiserin erwähnen muss, (denn die bin ich ganz bestimmt!) kann ich sagen, dass ich eine lustige und spannende Woche hatte. Am Montag war ich mit der Mutter beim Arzt und bin dann mit ihr einkaufen gegangen. Ich habe die alte Dame schon lange nicht mehr so ausgelassen erlebt. Der Rollator ist ihr so ans Herz gewachsen, dass sie Menschen auf offener Straße ansprechen möchte, ob sie es nicht auch mal ausprobieren wollen. Bei Charme und Anmut war sie so entschlussfreudig und hat sich so viele schöne Kleidungen gekauft, dass einem das Herz aufgegangen ist. Danach habe ich sie noch zu einem Kaffee überredet. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an einem Schuhgeschäft vorbei. Kurzentschlossen gingen wir da auch noch hinein. Glücklich ging es dann weiter zum Café. Stattdessen bestellten wir uns megagroße Eisbecher. Sie hat gestrahlt, wie ein Kind. Und dann tauchte noch ihre Enkelin mit dem Partner auf. Was für ein perfekter Tag.

Donnerstag musste ich einen Frühdienst machen. Ich habe schon geahnt, dass der Dienst mir wieder die Füße wegziehen würde. Nur gut, dass ich meinen Wollgutschein mitgenommen habe. Den habe ich eingelöst und mir ganz wunderschöne Wolle gekauft. (Sag es nicht weiter, ich habe mich schon wieder zu einem Teststrick angemeldet 🤦🏻‍♀️). Leider habe ich noch keine Muse gehabt, anzuschlagen. Obendrein machen mich die Nachrichten ganz kirre. Und auch die Wut, die auf unseren Berliner Straßen herrscht.
Das Wochenende werde ich wieder arbeiten. Ich hoffe das der Dienst nicht ganz so anstrengend wird. Drück mir mal die Daumen. Und dass es nicht so dolle regnet. Es ist echt unangenehm, so nass zu werden.

Wenn die äußere Form nicht ausgerichtet ist, dann kann sich die innere Kraft nicht entwickeln

Hua Tuo

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16 Kommentare

  1. Bienenelfen

    Uiii uiii uiii liebe Andrea, das war ja eine Woche, da wurde mir ja schon vom Lesen ganz anders. Ich freue mich aber mit Dir dass es Deiner Mama mit ihrem neuen Gefährt so gut ergeht und Du Dich mit Wolle und Eis belohnen konntest das hilft bei mir auch immer :-))) Hoffentlich ist das Wochenende nicht so anstrengend und ich drücke so so fest die Daumen dass man wieder mehr am und mit den Menschen ist und nicht immer nur noch weniger Zeit dafür übrig bleibt das ist ganz und gar nicht richtig….

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

    Antworten
  2. Britta

    Hallo Andrea,
    „Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich noch weniger Zeit am Patienten verbringe. Aber das werde ich ändern. So geht das nicht weiter.“
    Genauso geht es mir, nur das ich keine Patienten habe, sondern Kinder „verwalte“. Ich arbeite als Betreuerin in einer OGS und wir „verwalten“ die Kinder. Das mache ich so nicht weiter mit. Sich einmal hinsetzen und Zeit fürs Kind nehmen – nicht möglich. Für mich kam der Schlusspunkt am Freitag, ein Regentag, keine Möglichkeit nach draußen zu gehen und wir stehen wirklich bei fast jedem Wetter draußen auf dem Schulhof, damit die Kinder die Möglichkeit haben sich draußen zu wegen.
    Der zweite Punkt kam ebenfalls am Freitag, so gehe ich mit der Ressource Britta nicht weiter um.

    Ich hoffe der Wochenenddienst war/ist erträglich.

    Herzlichste Grüße
    Britta

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  3. Anita

    Die Daumen sind gedrückt, liebe Andrea, dass die Woche gut wird. Qi Gong, Tai Chi… ich gestehe, beides nicht so meins, genauso wie Yoga mit irgendwelchen seltsamen Gruppengeräuschen. Das Om zu Beginn ist gerade noch okay, aber schon diese gemeinsamen Atemübungen (dieses Bienengesummsel und wie das alles heißt) finde ich richtig ätzend. Ich mag mir fremde Menschen noch weniger beim Brummen zuzuhören, als mir selbst oder dem Mann beim Schnarchen. 😀

    Hach, eines schönes Erlebnis mit deiner Mutter, da kommt Herzenswärme auf.

    Genieße den Sonntag und hab es fein
    Anita

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  4. nina wippsteerts

    puh. Harter Tobac. Also den Morgenblick in den Spiegel bekomme ich iR nicht so hin. Das braucht etwas. 🙂
    Und in Gegenwart anderer Menschen zu seufzen und zu jubeln kann ich auch nicht besonders gut.
    Aber jeder muss einen Weg finden, nicht erdrückt zu werden! Und da lohnt es sich, ganz viel auszuprobieren
    Es ist so schön, dass der Rollator zu so viel Freiheit und Freude geführt hat. Ein schöner Tag für Euch
    Jetzt hoffe ich, dass Du auch bei der Arbeit Luft bekommst, die Raum verschaffen kannst. Du bist die Kaiserrin
    Und… Zeit zum Stricken wünsche ich Dir
    Liebe Grüße
    Nina

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  5. illy

    Einen ruhigen Dienst und Regenlücken, wenn Du draussen bist.. Und ganz viele Energietankinseln!!
    Liebe Grüße von hier
    illy

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  6. Tina vom Dorf

    Guten Morgen liebe Andrea,
    ich habe mir angewöhnt, mir morgens im Spiegel zuzulächeln. Das tut so gut. Dann kann der Tag starten. Es hat aber lange gedauert, bis ich so weit war.
    Das du so einen schönen Tag mit deiner Mutter hattest, das ist doch ein tolles Erlebnis. Und die alte Dame war glücklich. Was will man mehr.
    Ich wünsche dir einen ruhigen Dienst und in deiner freien Zeit ein erholsames Wochenende.
    Liebe Grüße vom Niederrhein
    Tina

    Antworten
  7. niwibo

    Guten Morgen liebe Kaiserin,
    der erste Blick morgens in den Spiegel ohne Brille aber mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Denn hey, man ist wieder einen Tag älter und hat die Chance, den besten Tag ever zu haben.
    Meditation finde ich klasse, habe diese Woche zum ersten Mal eine geführte gemacht und was da alles aus mir rausgebrochen ist, na ja…
    Ansonsten hört sich die Woche doch gut an, Deine Mutter ist wirklich ein Goldstück.
    Und die Nachrichten blende ich so weit es geht aus. Ich mag die Welt so einfach nicht mehr, probiere meine eigene glücklich und gesund zu halten.
    Dir ein schnelles Dienstende, ganz lieben Gruß
    Nicole

    Antworten
  8. Karin Be

    Mein erster Blick am Morgen in den Spiegel erfolgt grundsätzlich ohne Brille. Mit dem altersbedingtem Weichzeichner begrüße ich mich! Ist dann Meinereine gewaschen und präpariert gibt es die zweite Begrüßung in Klarsicht. 😀
    Ich finde es gut, dass es immer bessere Trainingsprogramme zur Bewältigung des Berufsalltags in besonders anspruchsvollen Berufen gibt. Es macht Sinn diese zu nutzen. (Meine Erfahrung.) Gleichzeitig stellst auch du fest, dass sich, gefühlt, die Daumenschrauben in deinem Tagesablauf anziehen. Was für eine Spirale, die sich da dreht!
    Du bist eine Kaiserin! Mindestens!!
    Ich schließe mich Astrid an und wünsche dir Regenlöcher, die dich auf deinem Arbeitsweg begleiten.
    Viele liebe Grüße,
    Karin

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  9. conny

    Hallo Andrea,
    ja solche Kurse habe ich in der Reha vor der Rente kennengelernt, kann man ruhig mal ausprobieren und testen, ich sag mir immer Beinbruch ist schlimmer, das hab ich auch erlebt.
    Rollator wird mir auch immer wieder gut gemeint empfohlen,
    komme im Moment aber besser mit einer Gehhilfe klar.
    So hat jeder sein eigenes Tempo, ich finde es schön das deine Mutter noch so mobil ist und ihr was gemeinsam unternehmen könnt. Gemeinsam verbrachte Zeit ist das was am Ende zählt.
    Alles Gute für Dich und Deine Familie LG Conny

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  10. JANI

    Hallo liebe Andrea ,
    frohes Schaffen bei der Arbeit , ich muss auch noch los .
    Das Wetter wird auf jeden Fall trockener und wieder milder .
    Ich hoffe auch sehr , das es ein ruhiges Wochenende auf Arbeit wird ,
    aber ich bin eh allein , da ist man dann zwangsläufig nur am Rumrennen.
    So habe ich auch die Erfahrung gemacht , das man seine Kraft einfach irgendwann verliert , die Luft ist sozusagen raus .
    Da lässt sich scheinbar auch keine Energie mehr auffüllen . Eher habe
    ich auch keinen Elan mehr in meiner Freizeit . Alles in allem macht das
    dann auch sehr unzufrieden . Ich bin daran auch schon zerbrochen , habe
    Einiges mit auf den Weg bekommen , dennoch ist es nicht so umsetzbar .
    Ich kann es jedenfalls nicht und so muss ich auch mehr an meiner Selbstfürsorge arbeiten . Mittlerweile stehe ich dazu , das ich einfach
    nicht mehr 200% geben kann , ich will schon noch , aber es hakt an vielen Stellen . Und derzeit merke ich , das ich immer erst für die Arbeit Alles und Mehr geben will und gebe , anstatt das für mich privat zu tun . Warum ist das aber so ? Geht das Anderen auch so ? Ja klar , das weiß ich ja von
    Kollegen . Freizeit ist so nebenbei , an erster Stelle dreht sich alles um die Arbeit . Wisst ihr wie ich meine ? Die Arbeit als das Nebenbei betrachten .
    Ich glaube nämlich das würde uns helfen . Aber ich kann es schon schwer in Worte fassen , was genau ich meine . Aber so etwa , ich mache heute das und das , dann oder vorher bin ich noch bissl arbeiten . Ich sag , ich hab Dienst , naja viell schaff ich dann noch dies und das .

    Ach sorry , jetzt hab ich so viel gequatscht . Berichte mal weiter vom
    Kräftetanken und so .

    Antworten
  11. Nora

    Nein, ich kann und auch will nicht unter Beobachtung seufzen, schreiben! Dafür in meinen 4 Wänden! Ich habe nie geahnt, wie ein lauter Schrei befreiend ist! Manchmal laufen mir dabei die Tränen runter. Ich habe aktuell eine komplizierte Zeit, einfach einen Tief. Vieles hat den Sinn verloren, läuft nicht wie sollte, einige Enttäuschungen mischen auch mit… und die Tagesberiche… grausam. Ich hoffe, dass es bald in allen Bereichen besser geht! Ich kann nur laut schreien! heul…

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  12. Heidrun 🍁

    Klingt gut und behält – bestimmt – eine Zeitlang die positive Wirkung.

    Liebe Grüßle aus dem windigen Süden von Heidrun

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  13. nic

    Liebe Andrea, Qi Gong ist hier ein Wellnessangebot fúr die Oldies, und die Kursleiterin individualisiert die Úbungen fúr jede/n. So sahen wir erstmals, wie eine von Arthritis gebeutelte Dame mit verformten Hánden und Fússen all ihre Finger ausstreckte…fabelhaft. Ich hoffe Du tust Dir selbst Gutes. GLG nic

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  14. sunni

    Liebe Andrea, ich lasse nur schnell einen Gruß da, zu mehr reicht es nicht. Herzlich, Sunni

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  15. Kristin - Wollkistchen

    Selbstfürsorge kommt bei uns Frauen ja sehr oft viel zu kurz, haben wir doch immer eingetrichtert bekommen, dass wir funktionieren müssen, uns kümmern müssen, egal wie es uns dabei geht. Das kann schlimme Folgen haben, das haben wir alle im Umfeld bereits längst gesehen. Wie gut, dass bei Euch in der Klinik solche Fortbildungen angeboten werden. Meinen Arbeitgeber hat das nie interessiert, auch nicht, als die Belegschaft das gefordert hat, weil viele, gelinde gesagt merkwürdige Dinge bei uns vorgefallen sind.
    Ich drücke Dir die Daumen, dass das Wochenende einigermaßen ruhig für Dich wird – und uns allen, dass uns die Nachrichten auf Israel nicht den Lebensmut rauben.
    Liebe Grüße
    Wollkistchen – Kristin

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  16. Astridka

    Seufzen – das war bei mir in den letzten Tagen auch sehr angebracht, aber intuitiv. Ich habe mich unter all den Kranken & Angeschlagenen auch immer kränker gefühlt, ständig in Sorge u.ä.
    Ich bewundere, wie du das alles aushältst. Selbstfürsorge muss da groß geschrieben werden, und seines mit viel Eis & Wolle!
    Nun ist der Herbst also auch in Berlin angekommen, wenn auch eher mit seinen unangenehmen Eigenschaften. Ich hoffe, die Regengüsse meiden die Zeit, in denen du zur Arbeit radeln musst.
    Alles Liebe, wieder aus Köln!
    Astrid

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