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Vor einem großen Haus in Kreuzberg [Stadtgeschichten}

28.09.2018 | Blumenfreitag, LinkParty

Kreuzberg, war nicht immer so hübsch

Ich bin dort aufgewachsen. In Kreuzberg. In Westberlin. Damals als ich als Kind durch  die Straßen lief, sah man überall nur graue, braune und schmutzige Fassaden. Die Wände hatten noch Einschußlöcher und wir Kinder spielten auf der Straße, denn Spielplätze, wie man sie heute so vielfältig findet, waren nicht oder kaum vorhanden. Für uns war es normal, auf der Straße mit dem Ball zu spielen und in den Gruben, die die Straßenbauer aushoben. Oder eben auf dem ausgehobenen Sand. Manchmal kam ein Erwachsener vorbei und blubberte uns an. „Ey, ditt iss aba nich zum spielen jedacht!. Jeht ma irjendwo wo anners hin.!“ Alles war irgendwie gelassener. Aber ich drifte ab. Ich wollte dir eine Geschichte aus meiner Stadt, aus Kreuzberg erzählen.,,

Auf der Terrasse im Sonnenschein

Stadtgeschichten

Ich komme gerade aus einem großen „Neubau“ direkt am Wasser gelegen. Der Landwehrkanal führt direkt daran vorbei. Immer ist vor diesem Gebäude eine Menge los. Es strömen viele Besucher in und aus dem Gebäude und nicht jeder von den Besuchern, scheint der deutschen Sprache mächtig zu sein. Ein älteres Pärchen sieht sehr suchend aus. Sie begucken das Gebäude sehr genau und sind sich nicht schlüssig. Ich höre sie miteinander reden…

„Kiek ma, ditt hat zwe Einjänge. Da wees man widda nich wo man hin soll.“ „Und keen Schild irjendwo!“ Ich war schon auf dem Weg zu den Beiden, um zu helfen, da sah ich schon eine Frau auf die Alten zugehen. Sicherlich war es eine Frau, mit denen die Beiden im Leben nicht geredet hätten. Sie war vollkommen in Schwarz gekleidet, mit einem langen Kopftuch, ebenfalls aus schwarzem Stoff. Und nein, es war keine Nonne. Sie stand vor dem Pärchen und fragte sie höflich ob sie ihnen helfen könne. Sie ist öfter hier und kennt sich aus. Die Berliner starren sie völlig verwirrt an. Wahrscheinlich haben sie nicht damit gerechnet das ausgerechnet eine „solche“ Frau mit ihnen in einem so klaren Deutsch reden würde.

Kaffeestrauß...

Das Paar löst sich aus der Erstarrung und fragt die Frau, wie sie zu ihrem Ziel kommen. Die Frau beschreibt ihnen den Weg und wünscht den Beiden einen schönen Tag. Das Pärchen dankt höflich und macht sich auf den Weg in das Gebäude. Als sie an mir vorbei gehen tuscheln sie noch: „Also, dett ausjerechnet so eene. so juht Deutsch spricht, hätte ick wirklich nich jeglobt! Vielleicht sinn doch nich alle Terroristen!“ Tja, manchmal trügt halt das Äußere und man muss nach dem schauen, was innen liegt… Lässt du dich auch manchmal blenden?

Wie die Blauen heißen, habe ich keine Ahnung! Aber schön sind sie

Mein Freitagsstrauß…

…stammt von meinem Mann. Manchmal erinnert er sich daran, mir ein Blümchen mitzubringen. Einen ganzen Strauß, habe ich schon  eine Weile nicht mehr bekommen. Die Blumen hatte ich gestern auf meiner Terrasse stehen. Es war ein schöner warmer Tag und die Sonne schien. Sie brachte die Gerbera und die Rosen zum leuchten.

Mein Blumenstrauß in der Sonne

Meine Freitagsblumen stelle ich gerne wieder bei Holunderblütchen ins Regal.

5 Kommentare

  1. Augensterns Welt

    Liebe Andrea,
    einfach nur schön dein Samstagsplausch Post diese Woche. Einen wunderschönen Sonntag für dich und deine Lieben. 💝

    Herzliche Grüße,
    Annette

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  2. holunderbluetchen

    Genau das ist das Problem der Verschleierung: es verunsichert die Menschen.
    Wir sind gewohnt Menschen auch über ihre Kleidung einzuschätzen. Sie ist ein Zeichen das Lebensgefühls und der Persönlichkeit. Sendet eine Person in dieser Hinsicht keinerlei Signale aus, wie z.B. bei der Vollverschleierung, so entsteht automatisch eine gewisse Orientierungslosigkeit.
    Ich freue mich immer, wenn mich eine Person überrascht, d.h. wenn der erste Eindruck eben nicht stimmt und ich eines Besseren belehrt werde 🙂
    Wie schön, dass dein Mann dich mit diesem tollen Strauß überrascht hat !!!
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, helga

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  3. Marion M

    Eine schöne Geschichte. Und ja, ich denke wir alssen uns alle manchmal blenden. In Anbetracht der Weltereignisse werden wir uns davon wohl auch nicht ganz befreien können!
    Und ein schöner Strauß. Der sieht noch so nach Sommer aus!

    Gruß Marion

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  4. Astridka

    Ja, das ist ein wunder Punkt, diese Vorurteile!
    Mir signalisiert diese totale Verschleierung allerdings auch erst einmal: Ich will nichts mit euch zu tun haben, denn es ist ja erst ein Phänomen, das in den letzten Jahren hier bei uns aufgetaucht ist. Ich habe z.B. nie voll verschleierte Schülermütter gehabt, ganz, ganz selten mit Kopftuch, und ich habe ja auch bei vielen Hausbesuche gemacht. Da ist es schön, wenn eine solche Frau auf einen zukommt.
    Dein mann hat Stil!
    LG
    Astrid

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  5. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Das ist wirklich ein wunderschöner bunter Spätsommerstrauß. So lieb von Deinem Mann! An das unbeschwerte Draußen-Spiel aus meiner Jugend am Rande der Großstadt kann ich mich auch noch erinnern. Gänzlich ohne Vorurteile geht, glaube ich, keiner durchs Leben. Aber wenn man sich einen Moment Zeit lässt und nachdenkt, dann kann man ja kontrollieren, ob sie das Verhalten bestimmen sollen oder nicht.
    Liebe Grüße
    Andrea

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