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Du hast ja Recht, mein Schatz {SP 28-22}

09.07.2022 | Samstagsplausch

Oh wie sehr ich diesen Satz verabscheue: „Du hast ja Recht, mein Schatz! “

Der Kerl nutzt ihn gerne, um mich mundtot zu machen. Um unter dem Ganzen einen Schlussstrich zu ziehen. Aber mich ärgert es dann immer ganz besonders und ich versuche immer wieder eben in die selbe Kerbe zu schlagen. Weiter zu bohren, um zu meinem Ziel zu gelangen. Dabei hat er doch eben schon zugegeben, dass es nun aber auch gut ist und ich doch Recht habe!

Kaffeetasse zu dem Post: Hast ja Recht

Du hast ja Recht

So kam mir dann letztens auch noch die Mutter, als ich ihr etwas erklärt hatte. Wollte sie auch nur einfach ihre Ruhe haben? Wahrscheinlich. Es ging um die Kleidung mancher Mitmenschen. Menschen die anderen Glaubens sind und sich an ihre „Etikette“ halten müssen/sollen. Ich habe mir den Mund fusselig geredet und am Ende schaute mich die Mutter mit einem treudoofen Blick an und sagte : „Du hast ja Recht mein Schatz!“ Ich will gar kein Recht haben! Ich will das man mich versteht. Das man begreift, dass das was ich da sage wirklich wichtig ist. Aber mit diesem Satz, begreife ich, dass ich es wohl wieder übertrieben habe.

Der Kerl schüttelt jetzt gerade mit dem Kopf. Stimmt doch gar nicht. Ich meine es wirklich so, dass du Recht hast. Aber dazu kenne ich den Kerl einfach schon zu lange.

Hast ja Recht…

Meine Woche war nicht besonders aufregend. Oder vielleicht doch? Am Montag musste ich schon so früh aufstehen, weil die MdK-Beauftragte bei meiner Mutter vorstellig wurde. Die Mutter braucht einen Pflegegrad. Im letzten Herbst hatte sie sich doch die Wirbelsäule gebrochen. Selbst nach der Operation ist es immer noch nicht wieder super, so alleine mit dem Vater. Ein Pflegegrad wäre schon schön, vor allem in Vorbereitung auf die Dinge die da noch kommen werden. Nun saßen wir zusammen und die Frau vom MdK stellte viele Fragen. Ehrlich? Im Grunde macht sich ein alter Mensch vor einer völlig Fremden einfach mal nackig. Wie gesagt, die Frau war sehr lieb und vorsichtig, aber so als Zuhörerin ist das schon erschreckend. Dabei mache ich das in meinem Krankenhaus auch so. Nur ist unser Fragebogen dagegen klein.
Jetzt müssen wir mal abwarten, ob unsere alte Dame einen Grad bekommt.

Am Dienstag traf ich mich mit Freundinnen zum Eis essen. Ein Café ganz in der Nähe. Wir waren um 14 Uhr verabredet. Doch irgend so ein kleines Vögelchen meinte mir 13 Uhr einzuflüstern. So flitzte ich los und saß in dem Café und wunderte mich, wo denn die Freundinnen bleiben. Kurz hin und her gechattet, Irrtum aufgeklärt und die „überschüssige“ Zeit zum Kirschenpflücken in Mutters Garten genutzt. Drei große Tüten haben in meiner Satteltasche die Reise zurück ins Eiscafè angetreten, um später bei Mutters Hausärztin für strahlende Augen zu sorgen. Die Mutter hatte den Frauen am Empfang Kirschen versprochen, kann aber selber nicht mehr auf den Baum klettern. Bis die Damen aber an die Kirschen kamen, genossen wir noch unser Eis und strickten ein paar Runden.

Mir kamen die Tage besonders lang vor. Jeden Tag gab es irgend etwas besonderes, dass ich hier nicht alles erzählen mag. Der Kerl bekam plötzlich einen Aufräum- Ausmistflitz. Er schaffte weg, sortierte aus und plötzlich haben wir viel mehr Platz. Auch schön. So können wir demnächst mit der Renovierung fortfahren. Er hat auch schon sämtliche Steckdosen und Lichtschalter gegen neue ausgetauscht.

Wochenende

Wenn es nach mir ginge, dann würden wir nichts machen! Aber ich fürchte dazu kommt es nicht. Wir haben in den ersten Jahren, als die Loveparade noch sehr jung war, fast immer am Straßenrand gestanden. Und nun soll sie doch tatsächlich dieses Wochenende wieder aufleben. Was soll ich sagen, da will der Kerl hin. Na dann tue ich ihm einfach mal den Gefallen.
Meiner Lust zu stricken würde ich auch gerne frönen. Diese Woche habe ich schon mein letztes Großprojekt gezeigt. Und das Nadelgeplapper muss ich auch noch schreiben. Außerdem möchte ich die nächsten Socken annadeln. Ich habe ja noch einige Paare zu stricken. Im Grunde ist mein freies Wochenende wieder einmal viel zu kurz! Du hast ja Recht Schatzi… sage ich dieses Mal zu meinem Kerl!

Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren

(Mahatma Gandhi)

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6 Kommentare

  1. Karin Be

    Nach allen Erzählungen, die ich von anderen gehört hatte, und den Erfahrungen bei meiner Tante schaute ich etwas unentspannt auf den Besuch vom Medizinischen Dienst. Dann kam er nicht pünktlich, dass ich sogar hinterhertelefonierte. In der Kürze der verbliebenen Zeit war es tatsächlich eine hilfreiche Beratung und der Vater bekam seine Pflegestufe.
    Deine Gedanken zu „du hast ja Recht“ kann ich nachvollziehen. Es macht unzufrieden auf diese Art aus einem Gespräch herausgeworfen zu werden – so empfinde ich es, wenn diese Floskel kommt und mir nicht wirklich klar ist, welcher Teil des Gesprächs nun Zustimmung bekommt. Ich möchte gerne verstanden werden und nicht – vor allem, weil es so gewichtig klingt – Recht haben.
    Liebe Grüße und die Daumen sind gedrückt für den MdK-Besuch,
    Karin

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  2. Astridka

    Demnächst kommt wieder die Pflegeberatung ins Haus, und ich werde das Gefühl nicht los, die Beratung kommt aus dem Lehrbuch und hat noch nie so einen Alltag mit nem Pflegebedürftigen mitgemacht, 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Aber was habe ich als (noch ) kinderlose 24jährige den Eltern meiner Schüler*innen Ratschläge gegeben, so frisch von der Uni! Und später mit eigenem Kind ist mir die Anmaßung erst bewusst geworden.Ich wünschte mir manchmal jemand, der einfach psychisch entlastet.
    Aber genug davon!
    Hab einen entspannten Sonntag!
    Astrid

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    • Andrea Karminrot

      Das kann ich mir denken! Junge Menschen beraten einen pflegenden Angehörigen…

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  3. Catrin

    Ich drücke auf jeden Fall die Daumen für den Pflegegrad. Diese Befragungen kenne ich nur vom Erzählen. Mein Papa war bei meiner Mama immer der Zuhörer und berichtete anschließend, wie unangenehm manche Frage für sie und auch meinen Papa war. Bei beginnender Demenz konnte meine Mutti nicht einmal alle Fragen beantworten. Es war ein schweres Unterfangen, doch die Mitarbeiter:innen waren alle nett und den Pflegegrad bekamen sie auch immer.
    Ein schönes Wochenende wünsche ich dir und sende liebe Grüße,
    Catrin.

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    • Catrin

      Vergessen: den Spruch kenne ich auch, aber bei uns nutze ich ihn oft für den wbLM, weil er oft Recht haben möchte und am Ende auch meistens hat 😉 Nach deiner Erzählung, wie der Spruch ankommt, werde ich ihn mir zukünftig besser verkneifen. 😀
      Liebe Grüße, Catrin.

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  4. Heidrun

    Kenne ich… so zwar nicht aaaaaber in ähnlicher Weise.

    Liebe Grüße zum Samstagsplauschen von mir zu Dir

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