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Der Zauber des Teststrick {Nadelgeplapper 6-22}

30.05.2022 | Nadelgeplapper

Es ist schon seltsam mit dem Teststrick. Was ist es, dass die gemeine Strickerin oder Häklerin so magisch zu einem Teststrick hinzieht. Welcher Zauber wohnt einem Teststrick inne? Ich will mal versuchen zu entschlüsseln, was mich so magisch anzieht.

 

Der Zauber des Teststrick

Manchmal surfe ich durchs Internet. Insbesondere Ravelry übt dabei immer wieder einen Reiz auf mich aus. Da gibt es bestimmte Designerinnen, die in ihren eigens dafür erstellten Gruppen, nach Teststrickerinnen fragen. Es dauert üblicherweise nicht sehr lange, bis ein solcher Aufruf voll ist. Sprich, dass alle Größen mit ein bis fünf Probestrickerinnen voll sInd. ( Ich denke, dass ist bei den Häklerinnen genauso funktioniert) Ist es die Designerin oder das Model, was diesen Ansturm auslöst? Ich frage mich das öfter. Denn wenn ich mir manchmal die Modelle anschaue, dann möchte ich das nicht stricken. Und doch sprühen die Strickerinnen immer wieder vor Enthusiasmus. „Hast du dir das Model mal angesehen? Das ist völlig unförmig“, höre ich dann von den Verschmähten, den nicht in den Teststrick aufgenommenen. Und wirklich. Die Modelle sind gar nicht unbedingt der Knaller. Also geht der Zauber von den Designerinnen aus? Ist es der Name? 

Manchmal finde ich auch einen solchen Aufruf bei Instagram. Da hat man einen vielleicht anderen Blick auf das, was die Entwerfende sich dabei gedacht hat.  Stichfest (Sophia) zeigte ihre Romanes eunt Domus Socken. Die Bilder waren es, die mich in ihren Bann gezogen haben. Die Socken waren einfach nur toll präsentiert! Ich habe mich bei Sophia (Stichfest) gemeldet und durfte bei dem Teststrick mitmachen. Es waren nur 12 Strickerinnen in der Gruppe. Davon haben sich maximal die Hälfte der Strickerinnen überhaupt zu Wort gemeldet. So stellen sich das die Designerinnen auch nicht vor. Kritik und Applaus sind wichtig, um einen ordentlichen Teststrick zu absolvieren. Die Meisten haben ihre Socken fertig genadelt. Ich habe sie nicht fertig gemacht. Ich habe die Romanes Socken daraus gestrickt. Die sind an die Anleitung von Sophia angelehnt. Und doch war ich von ihrem Teststrick Aufruf verzaubert.

 

Ehrfurcht oder Schmeichelei?

Manchmal kann ich es nicht unterscheiden, wenn ich die Kommentare der Teststrick-Nadeldompteure lese. Ist es Ehrfurcht oder Schmeichelei?  Wie gesagt, nicht alle Modelle sind wirklich für alle Menschen tragbar. Aber es gibt auch die Designerinnen, die wirklich Tolles entwickeln. Und davor habe ich wirklich Ehrfurcht. Eine Anleitung für alle zu machen und das man sich am Ende auch noch in dem Gestricksel wohl fühlt. Wow! 
Ich habe auch schon eine Jacke gestrickt, die ich am Ende, nachdem ich der Designerin das Ergebnis gezeigt hatte, wieder geribbelt hatte. Ich hätte diese Jacke wohl nie getragen. Als ich wieder einen Teststrick dieser Designerin mitgemacht hatte und sie kritisiert hatte, flog ich aus der Gruppe ohne irgendeinen Kommentar. Das hat mich schon sehr gekränkt, denn ich habe auch einen gewissen Stolz. Ich folge dieser Gruppe immer noch und sehe die neusten Modelle. Doch bisher reizt mich nichts mehr. Der Zauber ist bei dieser Dame wohl verflogen. Vielleicht taucht doch noch das „Haben-wollen-Modell“ auf und der Zauber kehrt zurück.

Nur um es mal den nicht Testrickerinnen dieser Welt zu sagen, wir bekommen maximal die Anleitung umsonst, wenn sie denn dann fertig ist. Die Wolle müssen wir uns selber besorgen. Eine gesonderte Entlohnung gibt es nicht. Die Teststrickerinnen zeigen ihre fertigen Gestricksel und machen unentgeltlich Werbung für die Designerinnen. Wenn man Glück hat, bekommt man noch einen besonderen Code und kann sich eine Anleitung aus dem Design aussuchen. Und jetzt schau mal, was eine Anleitung im Internet kostet! Und wieviel Arbeit ich da hinein gesteckt habe.  Schwupps, der Zauber ist verflogen!

Wie geht es dir mit den Aufrufen zum Testen? Ich weiß, das gibt es auch für die Näherinnen. Bist du immer glücklich mit den Ergebnissen und lässt du dich auch immer wieder verzaubern?

 

Nadelgeklapper

Was gerade auf meinen Nadel liegt? Es sind ein paar Socken (Nr.7), mit Wolle aus dem Stash. Dann liegt da noch immer der Pullover aus der Drops Wolle. Der ist nicht eine Reihe gewachsen. Ja! ich habe es gehört! Ich werde mich gleich nach dem Post an die Nadeln machen. Es wird Zeit, dass ich daran mal weiter stricke und mich nicht von all den Zauber-Teststricks ablenken lasse. 

 

Ich stricke mir die Welt

wie sie mir

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8 Kommentare

  1. Anna

    Teststricken ist doch auch ein Abbild der Bloggerei – es interessiert, es sieht toll aus, man will dabei sein, man „kann damit“ oder man kann es nicht, und mangels echtem Austausch von Angesicht zu Angesicht wird es oft eine kurze (wahlweise auch beleidigende oder beleidigte) Kommunikation. Der Denkfehler beim Teststricken in den social media liegt in der Virtualität. Gemeinsam in einem Stricktreff eines Cafes würde viele Modelle auch nicht fertiggestrickt, aber weniger Leute wären „angepisst“, man könnte Baustellen gleich miteinander lösen (auf den Nadeln und beim Wort) und rausgeworfen aus der Gruppe würde so schnell keine 😉
    „Schöne“ virtuelle Welt?
    LG Anna, hat nach langem wieder mal mitgelesen, weil echtes Leben gerade mehr Zeit braucht und einnehmen darf, bis zur nächsten Welle, haha!

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  2. Catrin

    Ich war vor vielen Jahren einmal Teststrickerin für eine Designerin (ich weiß nicht einmal, ob sie heute noch immer Anleitungen schreibt?). Ich strickte damals Sockenanleitungen zum Test und das waren wirklich sehr hübsche Modelle. Ich hatte anfangs wirklich viel Spaß dabei, war aber die einzige Teststrickerin und so kam die Zeit, in der es mir zuviel wurde. Die Designerin war sehr fleißig, schrieb eine Anleitung nach der anderen, wirklich tolle Anleitungen. Aber mir wurde der Druck zu hoch, deshalb gab ich dann auf. Ich kann deine Worte, was man als Teststrickerin davon hat, deshalb sehr gut nachvollziehen.
    Komm gut ins Wochenende.
    Liebe Grüße, Catrin.

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  3. Kunzfrau

    Tja was fasziniert mich an einem Teststrick. Zum einen natürlich das Modell. Ich möchte nur etwas Teststricken, was mir auch gefällt und was ich hinterher auch tragen kann. Aber auch ich stricke inzwischen nur noch für eine Designerin Test. Für eine andere mag ich das nicht mehr machen. Das hat einen ganz profanen Grund. Ich habe dort die deutsche Anleitung testgestrickt. Und kommunizieren musste ich in der Gruppe in englisch. Sorry, aber dafür reicht mein englisch nicht. Nicht ohne Grund habe ich mich dort für die deutsche Anleitung entschieden.
    Bei meinen jetzigen Teststricks geht es total entspannt zu. Die Anleitungen sind nahezu perfekt. Es sind nur klitzekleine Kleinigkeiten, die zu berichtigen sind. Und es ist zulässig körperbezogene Änderungen vorzunehmen. Diese müssen wegen der Berechnung des Wollverbrauchs nur im Projekt vermerkt werden. Ich stricke für diese Designerin wirklich gerne. Mir gefallen ihre Modelle und ich finde sie hat es verdient ein ordentlich gestricktes Werk mit anschließend ordentlichen Bildern zu bekommen. Insbesondere Letzteres lässt immer wieder Wünsche offen. Ich möchte kein fertiges Strickwerk in einem total verkramten Wohnzimmer sehen, welches dann auch noch viel zu groß ist. Da tut mir die Designerin echt leid. Sie sollte auch darüber nachdenken, ob sie sich vielleicht ein festes Team sucht, so wie eben z.B. Rosa P.

    Gruß Marion

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  4. Carolyn Flickensalat

    Hallo Andrea,
    ich denke, den meisten Teststrickerinnen geht es nur darum, die Anleitung umsonst zu bekommen. Ich wundere mich auch oft über Strick- oder auch Nähmodelle. Wenn ich dann Kommentare lese von „zauberhaft“ und „ein Traum“ kann ich nur den Kopf schütteln. Eine Dame zeigte ihr selbst genähtes Kleid und schrieb ihr Mann meinte es sähe aus wie ein Kartoffelsack. Dutzende Gruppenmitglieder widersprachen dem Mann und beteuerten ihr wie toll das Kleid wäre. Ich dachte mir nur: dein Mann hat recht. Das Problem ist – denke ich – keiner möchte negative Beurteilungen, dabei finde ich gerade diese hilfreich. Heutzutage kann nur niemand kann mehr mit Kritik umgehen. Die muss natürlich auch höflich und gut formuliert sein – was heutzutage auch kaum noch jemand kann.
    Liebe Grüße Carolyn

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  5. Lusyl

    Tja, was ist der Zauber eines Teststricks? Ich mach ja auch hin und wieder welche mit. Aber ich schau mir vorher daa Modell genau an und stricke nur mit, wenn es für mich einen besonderen Reiz hat.
    Ein Test ist gerade fertig geworden, da hat mich der Ausschnitt besonders fasziniert, den nächsten hab ich grad auf der Nadel, da hat mich das Modell auf Instagram sofort angesprochen.
    Ich stricke grundsätzlich fertig, bespreche etwaige Anpassungen mit der Designerin und halte mich immer an den Zeitrahmen.
    Ich hab mich auch schon mal um eiben Test beworben, bei dem die Absage derart unfreundlich kam, dass ich seither auch keine Anleitung dieser Designerin mehr kaufen mag…
    Mein jetziger Test macht jedenfalls Spaß.
    LG
    Sylvia

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  6. Britta

    Liebe Andrea, ich habe schon lange nicht mehr gestrickt. Lese nur auf diversen Blogs mit und treffe mich mit meinen fleißigen Strick- und Häkelfrauen dienstags. Ich trage eine große Kleidergröße und scheue die Maschenzahl und den Aufwand.
    Von den Teststrickerinnen höre ich heute bei dir zum ersten Mal. Es ist ja schon blöd, jemanden auszuschließen, wenn er den Entwurf kritisiert. Aus welchem Grund sucht der oder die Designer(in) dann Teststricker. Um zu hören wie toll sie ist ? Ich kann gut nachvollziehen, dass der Zauber dann ruckzuck verfliegt.
    Ich wünsche dir eine schöne Woche.
    Bis dann
    Britta

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  7. Carina

    Liebe Andrea –
    wahrscheinlich ist es so, wie Du schreibst, aber ich würde es positiver formulieren: Ist es nicht auch der Reiz am Design einer (namhaften) Designerin beteiligt gewesen zu sein, möglicherweise einen Fehler zu finden oder eine Verbesserung vorschlagen zu können, die angenommen wird? Mitmachen und dadurch Anteil am Design-Prozess haben?
    Im Idealfall können Teststrickerinnen sehr gut und sehr schnell stricken; sie verstehen was von Anleitungen, von Mathe und von Bildern. Sie sind erfahren, freundlich im Umgang und haben Körper, die zu den zu strickenden Designs passen und die sie gerne zeigen. Kurz: die eierlegende Wollmilchsau … die von manchen Designerinnen bei Unstimmigkeiten leider dennoch schnell und kompromisslos ersetzt wird, weil es (vermeintlich) so viele gibt.
    Immer wieder sehe ich aber auch das andere Extrem: lausige Teststrickerinnen, deren Tun und Bilder einem Design nicht förderlich sind. Im Gegenteil. Nicht zufällig haben Designerinnen wie Rosa P oder Sandra (maschenfein) deshalb feste Teams, die regelmäßig und verläßlich für sie arbeiten.
    Du gehörst (für mich) zur ersten Kategorie – wenngleich mit „kreativen Kapriolen“, ich wüßte nicht, wie ich das sonst beschreiben soll. Als solche warst Du lange Zeit Teil einer festen Gruppe (Team will ich das nicht nennen). Dass sich das auf Grund einer Nichtigkeit erledigt hat, tut mir leid. Zumal es Dir ja offenkundig immer noch nachgeht.
    Nimm es als einen Wink des Schicksals: vorerst keine Teststricks mehr – stattdessen #22Socken22 🙂

    Carina.

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