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Im Wartezimmer {Samstagsplausch 48/21}

06.11.2021 | Samstagsplausch

Im Wartezimmer, da kann man eine Menge erleben. Da kann man Menschen treffen, die man sonst niemals sehen würde und Gespräche belauschen, die einen sonst nichts angehen.

Im Wartezimmer

Ich saß da nicht, weil es mir nicht gut ging. Es ging einzig und alleine um die Mutter. Sie ist schon am Sonntag wieder aus der Klinik entlassen worden. Kaum operiert, werden die Patienten ruckzuck wieder entlassen. So schnell kann man gar keine Pflege für zu Hause organisieren. Der Vater kann ja selber nicht mehr so viel selber machen. Und nun auch noch die ausgeknockte Mutter. Immer war sie es, die das Essen vorbereitet hatte. Die Schnibbeleien lagen in ihren Händen. Der Vater hat immer nur „gekocht“. Aber nun hat sie ja nur noch eine Hand zur Verfügung. Die Schwester hat versucht ihnen den Metzger in unsere Dorfstraße zu empfehlen, der bietet leckeres Essen zum Mitnehmen an. Aber das ist dem Vater nicht recht. Schmeckt ihm nicht. Genauso wenig mag er das Essen, was wir Töchter kochen. Zu lange sind unsere Küchen schon getrennt und wir experimentierfreudiger.

Gezwickt und gezwackt

Die Schwester hat es auf die Reihe bekommen, die Beiden zu versorgen. Nun mussten wir uns nur noch die Wartezimmer teilen. Einen Termin bekommt man auch nicht so einfach. Auch wenn man schon einmal vor Jahren dort war, weil der Rücken gezwickt hatte. Gezwickt, weil man mit 80 Jahren noch Steine im Garten geschleppt hat. Nun hatte die Mutter aber einen außerordentlichen Grund bei dem Orthopäden vorzusprechen.

Leider hatte nur der Kollege Zeit und der hatte scheinbar schlechte Laune. Die Mutter versuchte es nach einer elendig langen Wartezeit mit einem für sie witzigen Spruch (Obwohl der Einwand, die Mutter ist am Wirbelkörper operiert, nicht fruchtete. Sie muss warten wie alle anderen auch!). Doch der wohlgemeinte Spruch ging nach hinten los und  der Doktor reagierte eher genervt. Die Mutter, mit dem Handicap Schwerhörigkeit gesegnet, verstand den Doktor nicht und war ebenfalls am Ende genervt.

Gestern habe ich die Mutter dann noch einmal begleitet. Dieses Mal der richtige Doktor und die richtigen Fragen gestellt. Dann lief alles perfekt. Sie darf wieder eine Runde laufen. Das Wartezimmer war mäßig voll. Doch gesprochen wurde nichts. Alle starrten nur in ihr Smartphone. Aber meine Mutter, wie gesagt Schwerhörig, hat die Wartenden mit unseren Familiengeschichten unterhalten.

Karten auf dem Tisch im Wartezimmer

So liebe Karten fanden sich in meinem Briefkasten an. Danke an Astrid und Yvonne

Außerhalb des Wartezimmers

Jetzt habe ich nur von meiner Mutter geschrieben. Doch so war es wohl auch. Meine Woche drehte sich um sie. Ich war bei einer Fortbildung. Die Erste seit fast 2 Jahren, die wir wieder in einer Gruppe abhalten konnten. Rückenschonendes Arbeiten geht halt auch nur, wenn man die Mitstreiter auch anfassen kann.
Am nächsten Tag hatten wir unseren wöchentlichen Stricktreff mit super leckeren Erdnusscookies. Und am Abend haben wir uns mit den besten Freunden getroffen. Griechisch essen in einem G2 Restaurant. Auch hier bin ich froh eine kleine Freiheit zu haben. Eine dritte Impfung habe ich auch schon in Betracht gezogen. Noch einen Tiefschlag werde ich nicht ertragen können. Die bangen Monate um meinen Kerl, will ich nicht wiederholen müssen.

Mein Wochenende verbringe ich zur Abwechslung mal mit Arbeit. Vielleicht kann ich mich am Nachmittag noch in meinem Buch vergraben. Das Letzte hat mir besonders gut gefallen. Und was wirst du machen?

Die Wartezeit, die man bei Ärzten verbringt, würde in den meisten Fällen ausreichen, um selbst Medizin zu studieren

(Dieter Hallervorden)

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16 Kommentare

  1. Ingrid Mörke

    Ja, wenn die Eltern alt werden und Unterstützung brauchen, ist frau gut beschäftigt…davon kann ich auch viel schreiben. Anstrengend ist es , wenn man selber noch arbeiten muss. Wie gut, dass du eine liebe Schwester hast mit der du dir die Aufgaben teilen kannst.
    Warten ist für die älteren Herrschaften auch wirklich sehr anstrengend, schon in normalen Situationen geschweige denn in einer solchen Situation…
    Aber auch das gehört zum Leben dazu!

    Liebe Grüße
    Augusta

    Antworten
  2. Edith Götschhofer

    Hallo liebe Andrea, ja von den Wartezeiten in den Arztpraxen kann ich auch einiges berichten.
    Erst vor kurzem habe ich meine Gedanken in einem Blog Beitrag verfasst.
    Schlimm ja das die Patienten so früh entlassen werden, ich höre das von vielen Seiten. Wir beide wissen es, dass die Kosten der Grund dafür sind. Traurig, aber es ist so.
    Ich hoffe, dass du auch wieder einmal Zeit für dich hast und deine Energie auftanken kannst.
    Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich nicht mehr arbeiten muss, obwohl ich meinen Beruf wirklich geliebt habe.
    Liebe Grüße Edith

    Antworten
  3. illy

    Hallo Andrea,
    warten ist eine eher unfeine Beschäftigung.. Und nicht immer ist man auf diese Zwangspausen vorbereitet..
    Lasse liebe Grüße da
    illy

    Antworten
  4. Nanni

    Liebe Andrea,
    ich hab auch ein schönes Erlebnis mit einem Wartezimmer:
    wir waren mal in einem norwegischen Krankenhaus im Wartezimmer der Notaufnahme und dort lief auf einem riesigen Bildschirm „Shark Attacks“ also Hai-Attacken – das nenne ich schwarzen Humor… Wir haben mit den Kindern dann draußen gewartet…
    Ich wünsch Dir von Herzen, dass sich die Lage deiner Eltern gut einpendelt und Euch nicht weiter stresst.
    Liebe Grüße
    Nanni

    Antworten
  5. Heidrun 🎃

    Alles erdenklich Gute für die Mama… und natürlich auch für Dich, liebe Andrea. Warten kann ich auch nur noch bedingt lange, die Wartezimmer sind mir ein Greuel. Also verstehe ich Dich !
    Liebe Grüßle von Heidrun

    Antworten
  6. Carina

    Wenn man doch alles mit schönen Peanut Butter Cookies retten könnte …
    💚 Carina,

    Antworten
  7. Nicole/Frau Frieda

    Diese ewige Warterei ist immer nervenaufreibend. Egal für wen. Ich kenne das nur allzu gut.. seufz! Und ich bin auch noch soo ungeduldig. Der Mutter eine rasche Gesundung, liebe Andrea, und Dir ein charmantes Wochenende. Herzlichst Nicole

    Antworten
  8. Anni

    Ojaaa, im Wartezimmer passieren manchmal die dollsten Geschichten. Wenn es einen selbst nicht betrifft, liest sich das immer zum Schmunzeln, aber sitze ich irgendwo mit meinem Vater und er unterhält alle Leute mit seinen Geschichten… au weia. Schön, dass du in der Woche aber auch so schöne Begegnungen wie Stricktreff und Essen gehen hattest, das tut so gut in diesen Zeiten, die wieder einmal nicht besser zu werden scheinen, wer weiß, wie lange was auch immer noch gut geht. Genieße deine Zeit.

    Ich habe heute jede Menge Haushalt vor mir, wir haben ein wenig geschlampt unter der Woche und so sieht es nun auch aus. Mann und Junior sind beide etwas kränklich, der eine liegt im Bett, der andere hustet vor seinem PC herum. Ich werde die Sonnenstrahlen nutzen und gleich nach draußen das Laub kehren gehen. Danach noch saugen, wischen, Wäsche machen und dann ist der Tag wahrscheinlich auch schon wieder rum, kaum dass er begonnen hatte.

    Herzensgrüße in die Hauptstadt

    Anni

    Antworten
  9. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Ich bin ja froh, dass meine Eltern diese Woche ihren 3. Impftermin wahrnahmen, ohne dass ich sie dazu drängen musste. Wir werden im neuen Jahr auch nicht zögern.
    Gut, dass du deiner Mutter zu einem effektiven Arztbesuch verhelfen konntest. Gerade in diesem Alter sind verständnisvolle, kompetente Ärzt*innen so wichtig!
    Liebe Grüße
    Andrea

    Antworten
  10. Karin Be

    Oh, wie gut ich deine Gedanken nachvollziehen kann, nach meiner tour de Wartezimmer in dieser Woche! Statt 35 Minuten Fahrt wühlte ich mich eineinhalb Stunden durch Stau und Baustellen. Das Telefon im Sekretariat des Arztes, dass ich über meine Verspätung informieren wollte, war entweder besetzt oder niemand nahm ab. Als zurückgerufen wurde konnte ich das Telefonat nicht annehmen, weil ich endlich freie Fahrt hatte. Der Wartebereich voll, das Personal müde und gereizt, und der Professor entließ mich nach knapp 10 Minuten. Da stand ich dann mit einem neuen Rezept in der Hand.
    Zum Glück erging es meinen Lieblingsmenschen etwas besser bei ihren Arztrunden.
    Beide kochen inzwischen gemeinsam. Der Vater besorgt und schnippelt, damit die Mutter nicht zu lange am Herd stehen muss. Inzwischen darf er auch Wäsche aufhängen! 😉
    Gute Besserung deiner Mutter.
    Mit lieben Grüßen,
    Karin

    Antworten
  11. Astridka

    Ach, das ist momentan alles nicht einfach, wenn man/frau alt und krank ist. Ich wünsche dir viel Ablenkung und schöne Momente, damit du selber nicht in all dem versinkst.
    ❤️lichst
    Astrid

    Antworten
  12. Ivonne

    Ohje, so ist das wohl…. Wenn die Eltern älter werden häufen sich diese Erlebnisse. Allerdings wäre ich da beim Essen hartnäckig. Als Kind hatte man schließlich auch nicht die Wahl, was oder wie die Eltern kochten. Natürlich nichts Experimentelles.
    Wartezimmer gingen mir immer auf die Nerven. Ich habe schon so viel Zeit dort verbracht. Seit ich Stricke, finde ich es aber nicht mehr so schlimm.
    Ich wünsche dir ein hoffentlich ruhiges Dienstwochenende.
    Liebe Grüße
    Ivonne

    Antworten
    • Nora

      Ich wünsche deiner Mami baldige Genesung. Die Warterei hat mich diese Woche voll erwischt. Am Dienstag (falscher Montag, da der bei uns Feiertag war) mußte ich um 8Uhr in Wien im Spital sein… für die 55km nur Autobahn habe ich geeenau 2 Stunden gebraucht! Dann im Spital angekommen wieder auf den Oberarzt warten… 1,5 Std. Und nach etwa 55 Sekunden war ich draußen! Nervlich am Ende!… und nächsten Mittwoch muß ich wieder rein!

      Antworten
  13. Regula

    Alles Gute für dich und deine Familie. Wenn die Eltern alt werden, sind wir echt gefordert. Ich wünsche dir Kraft. Liebe Grüsse von Regula

    Antworten
  14. Eva

    Guten Morgen Andrea,
    die Sache mit den Essen kenne ich von meiner Seniorin, mit der ich immer wieder mal spazieren gehe, obwohl ich nicht mehr in der Nachbarschaftshilfe bin, aber sie kocht auch noch am liebsten selbst.
    Auch mein Schwager und hier geht auch eine Anerkennung an meine 86jährige Schwester, die ihren hochdementen 90jährigen Mann pflegt, ihn täglich wäscht und bekocht – auch er würde nie das Essen verspeisen, das vom Metzger oder vom Essen auf Rädern kommt. Es ist und bleibt Kantine. Ich mag das auch nicht, auch, wenn es vegetarisch ist. Sie putzt ihre Wohnung, die kauft ein und sie klagt nur wenig.

    Kanzleramtsminister Dr. Braun hat ja gesagt, dass man sich künftig alle 6 Monate impfen lassen muß, um nicht krank zu werden und nach einem halben Jahr die zweimal Geimpften als Ungeimpft gelten.

    Ich wünsche deiner Mutter alles Gute und hoffe mit dir, dass alles gut wird.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wüscht dir

    Antworten
    • Nora

      Ich wünsche deiner Mami baldige Genesung. Die Warterei hat mich diese Woche voll erwischt. Am Dienstag (falscher Montag, da der bei uns Feiertag war) mußte ich um 8Uhr in Wien im Spital sein… für die 55km nur Autobahn habe ich geeenau 2 Stunden gebraucht! Dann im Spital angekommen wieder auf den Oberarzt warten… 1,5 Std. Und nach etwa 55 Sekunden war ich draußen! Nervlich am Ende!… und nächsten Mittwoch muß ich wieder rein!

      Antworten

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