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Die Kroll-Oper Berlin {Dritter 12tel Blick 2021}

01.04.2021 | 12tel Blick 2021

Die Kroll-Oper (auch Kroll’scher Wintergarten oder Krolls Etablissement) war ein Gebäudekomplex vor den (den damaligen) Toren Berlins. Im Jahre 1841 fand der preußische König Friedrich Wilhelm IV., dass er auch so einen geselligen und vornehmen Ort wie den Kroll’schen Wintergarten in Breslau, in seiner Stadt vorweisen möchte. So überließ man dem Unternehmer Joseph Kroll einen Baugrund am Rand des Exerzierplatzes, der sich bei Regen, in einen Schlammplatz verwandelte und im Sonnenschein zu einer Staubwüste wurde. Kroll musste sich verpflichten, das Grundstück bei Misserfolg wieder zurück zu geben.

Die Kroll-Oper von oben 1933

Aus dem Buch: Berlin -Tiergarten von Ralf Schmiedecke

10 Monate nur! betrug die Bauzeit. Dem König lag das Projekt so sehr am Herzen, dass er seinen Baumeister Ludwig Persius mit einbezog. Die Architekten Carl Ferdinand Langhans und Eduard Knoblauch waren ebenfalls beteiligt. Am Ende stand da ein Schlossähnlicher Bau, dessen zweigeschossiger Mittelbau, der eingerahmt zwischen zwei flacheren Gebäudeflügen, stand. Dazu kamen einige Nebengebäude. In der Kroll-Oper fanden 5000 Gäste platz. Zwei Wintergärten, vierzehn Gesellschaftsräume und drei große Säle präsentierten sich mit 400 Flammen einer Gasbeleuchtung, die damals gerade erst eingeführt wurde. Aber am schönsten war wohl der Königssaal. Prunkvoll eingerichtet, in dem 60 Musiker für Unterhaltung sorgten.

Das erste Jahr war für den Unternehmer Kroll sehr lukrativ. In der ganzen Stadt hingen große Werbeplakate, die für Festlichkeiten warben. Chinesische Nächte, Maskenbälle und vieles mehr stand auf dem Plan. Auch der Walzerkönig Johann Strauß gastierte in den Sälen. Doch nicht lange, dann musste Johann Strauß feststellen, dass seine Musik dem berlinischen Naturell wenig anhaben konnte. 

Joseph Kroll bedauerte sehr, dem preußischen König einst begegnet zu sein und das Unternehmen aufgebaut zu haben. Denn nach dem anfänglichem Erfolg, strauchelte das Unternehmen. 1848 starb Kroll und seine Tochter Auguste übernahm die Oper. Sie modifizierte die Säle etwas und ließ auch Zirkusattraktionen aufführen oder veranstaltete Gewerbeausstellungen. Im Königssaal wurde ein Podium errichtet und Volkstümliches Theater und sogar Opern aufgeführt. 1851 brannte dann das Haus bis auf die Grundmauern nieder, als eine Theaterkulisse Feuer fing. Mit den 80.000 Talern der Versicherung ließ Auguste das Haus innerhalb eines Jahres, durch den Baumeister Eduard Titz, noch eindrucksvoller wieder aufbauen.

Kein Glück mit der Kroll-Oper

Aber obwohl Auguste versuchte durch anspruchsvollere Darbietungen mehr Einnahmen herein zu spielen, verschuldete sie sich immer mehr. Die Gläubiger dachten, sie könnten es besser und versuchten noch einige Jahre ihr Glück, doch auch sie scheiterten. Am Ende kaufte Jacob Engel, der Ehemann von Auguste Kroll das Haus zurück. Doch sollte er ebenfalls nicht vom Glück geküsst sein. Lange versuchte er das Grundstück weiter zu verkaufen, doch keiner wollte das Hypothekenbelastete Haus erwerben. 1876 entstand dann der Kroll-Oper gegenüber der Reichstag und Jacob Engel konnte eine seiner Ideen umsetzen. Nämlich das Haus mit elektrischem Licht zu versorgen. Doch auch das nutzte nichts mehr. Als Engel starb, wollte seine Sohn die Oper weiter führen, aber scheinbar stand es unter keinem guten Stern. 1894 musste er aufgeben.

Daraufhin übernahm Julius Bötzow, der Besitzer der Bötzow-Brauerei die Kroll-Oper. Auch er hatte keinen große Erfolg mit dem Haus, obwohl er es als einfachen Gaststättenbetrieb bewirtschaftete. Die wenige Konzerte zogen auch kein Publikum an. Ein Bühnenhaus mit einer Vorhalle aus Glas und Eisen sollte es dann bringen.
Doch auch das lockte die Berliner nicht hinter dem Ofen hervor. 1896 war dann Schluss mit den Privatiers. Bötzow verkaufte an den Preußischen Staat. Die Oper bekam den neunen Namen Neues Königliches Operntheater. Das Haus wurde wieder einmal umgebaut und als Ausweichbühne genutzt, wenn in den anderen Häusern gerade gebaut wurde. Tatsächlich gab es aber auch erfolgreiche eigene Aufführungen z.B. mit Enrico Caruso dem  „moderner“ Komponisten Igor Strawinski und Gustav Mahler. Auch Johann Strauss kam zurück und ließ 98 mal die Operette Die Fledermaus aufführen.

Die pompöse Kroll-Oper (ein Traum)

Kaiser Wilhelm II. dachte über ein pompöses Opernhaus nach. Dazu hätte er fast die Oper unter den Linden abreißen lassen, entschied sich dann aber für die Kroll-Oper. 1913 wurde die Geldmittel bewilligt und man fing an, das Haus schon mal ab zu reißen, dann kam der erste Weltkrieg dem Unterfangen ins Gehege. Einige Räume waren noch soweit nutzbar, dass man dort Wolle und Lumpen für die Reichswollwoche gesammelt hatte. den verwundeten Soldaten trug der Sommergarten zur Genesung bei.
Auch nach dem Krieg blieb das Haus in einem maroden Zustand obwohl dort ein Volkstheater entstehen sollte. Aber ohne Geld?… der Verein der Berliner Volksbühnen pachtete das Grundstück 1920. Verpflichtet das Gebäude wieder herzustellen, bekam das Theater einen Saal für 2500 Besucher. Es sollte einen Festsaal für 5000 Menschen bekommen und im Garten entstanden eine Terrasse und eine Freilichtbühne.

Die Ideen waren toll aber auch kostspielig, weshalb der preußische Staat am Ende auch noch Geld zuschießen musste.Die Kroll-Oper bekam wieder einen neuen Namen und hieß am 1924 Oper am Königsplatz, bis 1926 der Königsplatz in den Platz der Republik umbenannt wurde und die Oper gleich mit, was die Berliner aber so gar nicht interessierte, denn es blieb die Kroll-Oper. Es begann eine Zeit der modernen Aufführungen, inszeniert nach den Plänen von Otto Klemperer. Es erwuchs ein modernes Opernmodel, das nach dem zweiten Weltkrieg von der Komischen Oper wieder aufgenommen wurde. Aber nicht jedem gefiel das Moderne und 1931 wurde die Kroll-Oper mal wieder geschlossen.

Otto Klemperer kommentierte später: „Ich tat alles nur menschenmöglichste, um die Schließung der Krolloper zu verhindern. Denn ich hing an dieser wie an einem Lebensplan. Ich ließ mich so weit hinreißen, dass ich einen Prozess anstrengte gegen die preußische Regierung. Es kam zu keiner Vereinbarung und ich verlor den Prozess.“

Sommergarten der Kroll-Oper

Scherl Berlin; Platz der Republik UBz.,: den Krollgarten; 1927

Und wie ging es weiter?

Zwei Jahre blieb das Haus geschlossen. 1933 kamen in der Oper 900 Menschen zusammen, um gegen die Nationalsozialisten zu protestieren. Das Frei Wort, war eine Versammlung von liberalen, sozialdemokratischen und kommunistischen Politikern und vielen bekannten einflussreichen Persönlichkeiten.
Nur 10 Tage später brannte der Reichstag. Der Plenarsaal war nicht nutzbar, weshalb die Nationalsozialisten sich die Kroll-Oper als Tagungsstätte aussuchten. Nach den Vorschrift der Weimarer Verfassung musste das Parlament nämlich innerhalb von 30 Tagen nach dem Wahltermin zusammentreten. Die Oper wurde schnellstens umgebaut. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Kroll-Oper zu einer Bühne für den damaligen Reichskanzler.

Auch die Kroll-Oper blieb bei den Bombenangriffen auf Berlin nicht unbeschädigt und die Erstürmung durch die Rote Armee zeigten sich ebenfalls einige Zerstörungen. Aber schon am 23. Mai 1945 wurde wieder aufgeräumt, damit man wenigstens das Gartenlokal wieder nutzen konnte. Im Sommer wurden dort wieder Konzerte und Tanzveranstaltungen abgehalten. Aber nach wie vor stand die Kroll-Oper unter keinem guten Stern. 1951 wurde schon ein Teil der Gebäude abgetragen und 1957 verschwanden die letzten Reste der Kroll-Oper. heute findet man dort eine Gedenktafel mit der Geschichte des Hauses.

Nun zu meinem 12tel Blick

Ich habe dir nun wieder eine Menge erzählt. Soviel sollte es eigentlich nicht werden. Aber dann war es doch so spannend. Ich selber bin immer wieder erstaunt, etwas über meine Stadt zu erfahren.
Mein Blick also: Es hat sich ein bisschen was getan. Zu dem Schneebild im Februar aber eine ordentliche Veränderung. Wieder verlinke ich meine Bilder und die Geschichten um den Tiergarten bei Eva und ihrem Blog Verfuchst und Zugenäht

4 Kommentare

  1. Rosi

    das ist wirklich eine interessante Geschichte
    schade dass das Gebäude nicht erhalten blieb
    aber manchmal ist einfach der Wurm drin 😉
    es muss aber auch beeindruckend gewesen sein

    liebe Grüße
    Rosi

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  2. verfuchstundzugenäht

    Spannend! Hab noch nie von ihr gehört – was ja auch kein wunder ist wenn ich die Geschichte nachlese.
    Witzig finde ich, dass ihr Berliner mit den Sträußen nix anfangen konntet. Dabei hätte ich sofort gewettet, dass die lebenslustigen Berline für Walzer zu haben waren. Herrlich, deine Geschichtsstunden!

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  3. Astridka

    Das ist ja schön, über das legendäre Gebäude so viel zu erfahren! Verrückt, dass der Name bis heute herumgeistert!
    Gute Nacht ( ohne Krolls Gespenst)!
    Astrid

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  4. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Der Kroll-Oper war wirklich kein Glück beschieden. Irgendwie war da wohl der Wurm drin. Ein spannender Blick in die Berliner Geschichte. Nachdem die weiße Decke weggezogen worden ist, kommt bei deinem Blick jetzt hoffnungsfrohes Frühlingsgrün hervor.
    Liebe Grüße
    Andrea

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