Ach was wäre ich so gerne Wortgewaltig, wie die Herren Schiller und Goethe! Da sitzen sie gemeinsam an einem Tisch im alten Wirtshaus und werfen sich wortgewaltige Reden an den Kopf. Sie zücken ihre Stifte und entwerfen Schauspiele, Gedichte und Prosa. Sie sind spitzfindig und unterschwellig. Die Herren machten Dampf und zettelten Revolutionen an. Wortgewaltig,eben!
Wortgewaltig
Wäre ich wortgewaltig, was würde ich wohl alles von mir geben. Was würde meiner Tastatur entspringen. Was würde ich dem Onkel antworten, der sich (in meinen Augen zu unrecht aufregt) daneben benimmt. Meine Sätze kämen wie Pistolenkugeln auf ihn heraus geschossen. Punktgenau und treffend. Denn Worte treffen manchmal derber als eine Ohfeige. Doch, genau so stelle ich mir die Herren Goethe und Schiller vor. Immer treffsicher, dahin wo es weh tun mag. Worte … Warum ich gerade heute so gerne Wortgewaltig wäre? Ich bin diese Woche öfter in gezückte Wort-Messer gerannt. Die Tante rief mich an und wollte Familieninterna wissen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie einfach heraus geben darf. Der Mann hinter dem Verkaufstresen pöbelt unangenehm die Kunden an. Der Onkel schießt mit Worten um sich, ohne zu merken, daß er mich trifft. Ach und noch so manches Andere.
Doch auch Schönes fand mich in dieser Woche. Eine stille Leserin lud mich zum Kaffee ein. Eine Freundin zwang (tatsächlich sie zwang mich!) mich zu einer Radtour. Und der Kerl nahm mich zu einem Familientreffen mit, bei dem ich hautnah an Goethe und Schiller stieß. Mit dem Monstermädchen war ich in einer der schönsten Bibliotheken und konnte mich nicht satt sehen.
Vergangenheit
Und als wir so durch die Stadt liefen, hatte ich das Gefühl, einmal in die Vergangenheit reisen. Einmal Mäuschen sein und nur gucken wie es damals war. Am Tisch der Dichter sitzen und mich von ihrer Wortgewalt bezaubern lassen. Möglicherweise färben die zwei auch ab…
Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen
Liebe Andrea,
die Bibliothek ist wunderschön! Da hätte ich auch gestaunt.
Wortgewaltig, das wäre ich manchmal auch gerne. Aber ich gehöre eher zu den Stillen…
Ja, hinterher fallen mir meist die besten Sätze ein ;-).
Liebe Grüße und eine gute neue Woche
Ingrid
Hallo Andrea,
manchmal fehlen einem die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt, aber ob Herr Goethe und Herr Schiller die wohl immer gleich parat hatten?
Tolle Fotos sind das von der Bibliothek, die ich leider nicht kenne und wie schön, dass du eine stille Leserin trefen durftest.
Liebe Grüße zu DIr
Manu
Liebe Andrea,
ist das die Anna Amalia Bibliothek in Weimar? Die würde ich auch mal gerne sehen, ebenso Goethes Sommerhaus. Vielleicht schaffe ich das ja noch mal.
Ich finde, deinen Schreibstil sehr gut. Er ist kurzweilig und interessant.
Dein Samstagsplausch ist ein „Muss für mich“.
Liebe Grüße
Agnes
Wortgewaltig, dass bin ich hin und wieder. Nur allzu oft bin ich aber auch zu spontan, da ist der Mund schneller, als der Verstand. Die Bibliothek sieht toll aus und auf die Reise in die Vergangenheit kannst du mich gerne mitnehmen.
Wortgewaltig in einer Zeit wie der unseren, wo das Bild oder kleine Film viel mehr Beachtung geschenkt bekommt. Das müssen dann schon gewaltige Worte sein, die sich von den Schlagzeilen abheben.
Mit würde wirklich interessieren ob Goethe und Schiller sich selber als wortgewaltig empfunden haben.
Vielen Dank für den Blick in den Alltag,
liebe Grüße
Britta
Ja Wortgewandt wäre ich manchmal auch gerne im rechten Moment. Aber genau in Weimar habe ich bei einer Führung erfahren, dass die beiden Dichter auch ihre Schreiblokaden hatten und auch keine Freunde waren.
L G Pia
In dieser wunderschönen Bibliothek waren wir auch schon. Der Besuch lohnt sich wirklich. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit genügend gewaltigen Worten im richtigen Moment.
Liebe Grüße, Catrin.
Oh, die Anna-Amalia-Bibliothek und Weimar, so ein schöner Ort zum Verweilen. Da wir relativ nah wohnen, sind wir immer einmal wieder dort, wenn es irgend geht, um schöne Dinge zu finden, es gibt so, so viele. LG und ein gutes WE
Wer wünscht sich nicht, sofort immer eine Antwort parat zu haben. Mir ist diese Woche zB jemand beim Ausparken hinten gegen die Stoßstange des Autos, während ich den entgegenkommenden Verkehr an einem Engpass vorbeigelassen habe. „Und ich hätte da nichts zu suchen gehabt und im totalen Halteverbot gestanden und …“
Ach was hätte ich drum gegeben, das ruhiger zu entgegnen
Worte sind manchmal schärfer als Waffen und auch gerade Herr Goethe hat oft damit verletzt. (zB Schiller)
Ich hoffe, Du kannst beim nächsten Mal ruhig etwas erwidern.
Ein schönes Wochenende und liebe Grüsse
Nina
Wer weiß, ob die Herrn Goethe und Schiller auch im täglichen Leben immer schlagfertig und punktgenau mit den richtigen Worten trafen. Oder diese erst im stillen Kämmerchen Stunden später mit spitzer Feder und Tintenfass fanden.
Mir jedenfalls fehlen da die spitze Zunge und Schlagfertigkeit. Was aber nicht heißt, dass man sich alles bieten lassen muss. Ach, da hätte ich gern auch mal bei den Klassikern Mäuschen gespielt, wenn sie schräg von der Seite angemacht wurden… Aber auch, die Etikette…
Wenigstens hast du dich zu Schönem zwingen lassen… 😉
Liebe Grüße
Andrea
Möglicherweise färben die zwei auch ab… schreibst du und ich denke …und möglicherweise wärest du enttäuscht, weil es doch ziemlich wahrscheinlich ist, dass die beiden Großen auch an ihren Texten gefeilt haben und nicht immer so treffsicher waren, wie es im Nachhinein betrachtet, erscheinen mag.
Ein Bekannter, dem es derzeit nicht so gut geht {psychisch} meinte neulich, sein größtes Problem sei seine überbordende Fantasie. Ich hielt ihm entgegen, dies sei kein Problem, sondern eine Gabe und riet ihm, zu schreiben. Einfach hinsetzen und schreiben. Daraus macht er nun jedoch wiederum ein Problem, weil er gleich wieder ein veröffentlichbares Buch planen will. So hatte ich das nicht gedacht. Ich dachte, er will die Fantasie einfach mal rauslassen. Da hatte ich mich getäuscht. Dennoch halte ich das für keinen ganz schlechten Weg. auch ich lasse meine Gedanken einfach in Geschichten aus meinem Kopf heraus fließen. Oder besser gesagt in Szenen, zu Geschichten reicht es meist nicht, weil ich dann schon wieder in anderen Szenen unterwegs bin, die nicht zusammen passen.
Dass ich jetzt schon wieder abschweife, zeigt überdeutlich, dass es mit der Wortgewalt so ein eigenes Ding ist und gar nicht einfach. *lach*
Ganz herzliche Wochenendgrüße
sendet dir die Mira,
die morgen für ein paar Stunden nach Berlin kommt.
Hallo Andrea,
oh ja, die gewaltigen Worten fehlen mir auch oft. Habe es in letzter Zeit auch ein paar Mal erlebt und zu Hause ärgere ich mich so, dass ich diesen Menschen nicht dies oder jenes gesagt habe. Aber wie hier schon mal jemand geschrieben hat, manchmal trifft man sich auch zweimal und vielleicht fallen mir dann die passenden Worte ein.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
LG Nicole
Die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt finden – ich glaube, auch Schiller und Goethe brauchten dazu ihre Zeit, das macht sie mir menschlicher. Welche Gewalt Worte haben, vom Kindermund ausgesprochen, bis hin zu denen mit Kalkül gefeilten, erlebte ich im Schulalltag und bin wieder einmal froh, keine Elterngespräche mehr!
Schön, deine Ablenkungen!
Liebe Grüße,
Karin
Guten Morgen!
Und darum ist jeden Samstag der Samstagsplausch für mich Pflicht.
Vielen Dank an ALLE dafür!
Für heute: Leider fehlen mir auch oft in solchen Situationen die gewaltigen Worte, aber man soll sich ja häufig ein zweites Mal begegnen…. und dann klappt das plötzlich mit den passenden Worten.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Karin
Ja, seist eine der schönsten Bibliotheksorte der Welt, und gerade heute ist dein Foto ein Trost, ein Spot, der eine Erinnerung erhält.
Der Herr K. ist seit zwei Tagen nicht mehr unter uns und ganz friedlich und sanft auf jene Blumenwiese gezogen, die er immer besungen hat. Ich versuche, mich zurechtzufinden, gar nicht mehr wortgewaltig.
Alles Liebe!
Astrid
Mein aufrichtiges Beileid, ich hoffe du hast tröstenden Arme.
Liebe Grüße Patricia
Ja manchmal wünscht man sich „wortgewaltiger“ zu sein. Aber manchmal auch das die eigenen Worte besser nicht so „gewaltig“ rüber kommen… heute zum Beispiel habe ich ein positives Ende für meinen Samstagsplausch suchen müssen…