Pflege in den sozialen Netzwerken
Diese Woche hatte ich tatsächlich ein wenig Zeit in den sozialen Netzwerken herum zu surfen. Dabei bin ich über verschiedene Profile von Pflegenden gestolpert, die den Alltag im Altenheim und den Krankenhäusern näher bringen. Aber auch das Familienministerium mischt auf Youtube mit einem Video einer Miniserie mit. Sie versuchen junge Leute für die Pflege zu begeistern.
Das Problem ist nur, sie haben es versucht, mit Ehrenpflegas auf witzig zu machen. So ähnlich wie der Spielfilm Fack ju Göhte. Doch diese Miniserie kommt bei den Pflegenden so gar nicht gut an. Man könnte den Verdacht haben, wir Pflegenden sind nicht kompetent genug oder machen diesen Beruf nur, weil uns nichts anderes übrig geblieben ist. Das da so viel mehr hinter steckt, dass viele Kollegen die Krankenpflege mit Herz machen, das kommt da nicht zur Sprache. Ich glaube, dass man so keinen jungen Menschen abholen kann. So werden wir keine neuen Pflegekräfte ausbilden.
Aber es gibt da auch noch andere, die ich wirklich gut fand. Da wäre zum Beispiel Jim auf Instagram. Der macht seinen Beruf wirklich mit Herz. Ich habe so gelacht, als ich seinen Account gefunden habe. Er arbeitet in einem Altenheim. Und nein, er veräppelt nicht die alten Menschen, sondern erzählt Anekdoten aus dem Heim. Einfach nur herrlich. Dann wäre da noch die Halbtagsheldin, die sehr kritisch ist. Auch sie zeigt, wie es in den Krankenhäusern zugeht und wie wir, die Pflegenden, so dastehen. Zwei recht unterschiedliche Accounts. Doch absolut lesenswert.
Völlig sachlich und unaufgeregt, berichtet der Medizin- und Wissenschaft-Kommunikator Marc Raschke über die Entwicklungen in Sachen Corona und Co. Ich mag seine Storys. Er versucht gar nicht erst Meinung zu machen. Er bringt es gerne direkt auf den Punkt.
Und sonst?
War ich gar nicht so viel in den sozialen Netzwerken unterwegs. Ich wollte immer etwas posten, doch habe ich nicht das richtige Bild gemacht, den richtigen Text gefunden oder war einfach komplett ausgepowert. Ich habe die Woche nur einen freien Tag gehabt, den ich mir mit so vielen, für mich wichtigen Terminen vollgeproppt habe, dass ich mich am Abend nicht wirklich erholt fühlte. Am Anfang der Woche streikten meine Kollegen für eine bessere Anerkennung unseres Berufs. Doch das hielt die Funktion nicht davon ab, fast die komplette Station zu Untersuchungen abzurufen. Die Kollegin, die im Frühdienst war, tat mir absolut leid. Notbesetzung und trotzdem volles Programm !
Ich habe es zwischendurch geschafft mir eine Tasche zu nähen. Eine besondere Tasche, die aber noch etwas modifiziert werden muss. Davon erzählte ich dir schon gestern. Damit mein Kopf nicht die ganze Zeit nachdenklich rattert, stricke ich wieder sehr viel. Mein Mohairino-Kal Projekt wächst unermüdlich vor sich hin. Die restlichen Ufo’s warten dabei geduldig auf Fertigstellung. Vielleicht sollte ich die auch bearbeiten, damit ich sie dir, in den sozialen Netzwerken zeigen kann.
Heute habe ich mich zum Kaffee eingeladen und morgen werde ich mich höchstens zu einem Waldspaziergang aufraffen können. Denn so sollte man einen Urlaub meiner Meinung nach beginnen. Vielleicht surfe ich noch ein bisschen und suche nach ein paar interessanten Beiträgen in den Netzwerken. (Ich hatte noch einen gefunden, aber auch wieder verloren, den ich sehr spannend fand. Warum habe ich mir den nicht gleich abgespeichert?)
Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)
Ich verstehe deine Gedanken sehr gut. Mit lustig gemeinten Videos wird kein Berufsstand aufgewertet, oder eine Ausbildung in diese Richtung, gefördert. Nach einer Woche Unterricht ist mir nicht nach „Fack ju Göhte“.
Wie wichtig gutes, motiviertes, ausgeschlafenes Pflegepersonal, mit Zeit für ihre Schützlinge ist, erkennen viele erst dann, wenn sie selber von ihnen abhängig sind/werden. Ich habe Hochachtung für deinen Berufsstand und den Menschen, die ihn ausführen.
Immanuel Kants Worte sage ich mir selbst gerne. Schöne Urlaubstage, mit vielen Grüßen,
Karin
Ich glaube es ist bestimmt nicht einfach junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern…als ich noch beruftätig war habe ich es immer wieder versucht, die jungen Menschen, denen ich es durchaus zugetraut hätte diesen schwierigen Beruf mit freude zu meistern…mit wenig Erfolg, denn die Bezahlung ist einfach nicht berauschen und solange sich das nicht ändert sind alle Bemühungen zwar löblich aber wahrscheinlich umsonst…meine Eltern wohnen eine Autostunde von mir entfernt, ich bin die einzige Tochter und so bin ich froh, dass täglich ein mobiler Pflegedienst ins Haus kommt und meine Eltern unterstützt. Dann kann ich ruhig schlafen und muss mir nicht noch mehr Sorgen um sie machen…meine Hochachtung!
Dir entspannte und erholsame Tage
wünscht Augusta
Hallo liebe Andrea,
ich bewundere die Menschen, die in der Pflege arbeiten. Meine Schwiegermama lebt in einem Seniorenheim und wird dort mit so viel Liebe und Zuneigung gepflegt. Besonders während der Zeit, als keine Besuche von Angehörigen möglich waren, hat sich das Pflegepersonal aufopfernd um die alten Menschen gekümmert. Und in den Krankenhäusern ist es ebenso.
Ihr habt alle meinen höchsten Respekt.
Liebe Grüße
Tina
Wie du ja vielleicht weißt, haben wir zwei ganz wunderbare Menschen in unserer Familie, die auf eine Weise zu uns gefunden haben, was jetzt nicht Thema ist, und acht Jahre mit meiner Schwiegermutter in ihrem Haus gelebt haben bis zu ihrem letzten Atemzug. Vorher haben sie sich schon um den Schwiegervater gekümmert, dann um den Schwager in Endstadium des Krebses.
Ich habe selten Leute mit einer solchen Liebe zu alten Menschen erlebt. Ich habe oft mit ihnen gesprochen über ihre Motivation, über die Wertschätzung für ihre Arbeit usw. Und sie haben gesagt, sie könnten das halt besonders gut und hätten keine Geduld, mit Kindern zu arbeiten wie ich. Was ich damit nicht sagen will, dass deren Arbeit deshalb weniger wert wäre, nur weil sie es gerne machen, sondern nur etwas dazu, dass es tatsächlich so was wie Berufung gibt.
Da ich ja selbst inzwischen in dieser Situation bin, denke ich oft, dass sich viele Jüngere keine Gedanken dazu machen, was sie wildfremden Menschen zumuten, wenn sie ihre Eltern denen in Pflege geben und einen Forderungenkatalog aufstellen, ohne nachzudenken. Das viele Geld geht ja an das Pflegeunternehmen. Nicht umsonst sind viele Heime in Anlagenfonds zu finden. Das ist ein lohnendes Geschäft. Die tatsächliche Arbeit aber nicht und es wird viel auf Selbstausbeutung gesetzt. Ich sollte vielleicht auch mal dazu schreiben, aber ich habe momentan vom in Nesseln setzen genug.
Und das Internet hätte ich diese Woche auch besser gemieden. Jetzt bin ich mal wieder deprimiert.
Dir hoffentlich bessere Gefühle!
Astrid
Ich kann mir gut vorstellen, dass du momentan absolut ausgepowert bist. Hoffentlich hast Du nun etwas Gelegenheit, zu entspannen.
Deine Links muss ich mal verfolgen, hört sich interessant an. Ja, auf jung und witzig gemachte Filmchen kommen nicht immer gut an. Letzte Tage hörte ich einen Beitrag darüber, dass in den Etagen wo über Werbung entschieden wird, eh meist nur Männer sitzen. Dumm, wenn sie Frauen als Zielgruppe haben. Da geht vieles ziemlich daneben.
Liebe Grüße
Andrea
(PS. Deine Frage wegen der Kommentare: die müssen auf Freischaltung warten. Und das kann auch mal dauern, bis ich Zeit finde. Da geht nix verloren, außer ich will das 😉
Guten Morgen liebe Andrea, das ist ein sehr wichtiges Thema. Toll dass es in diesen Zeiten immer noch so sehr motivierte Menschen gibt und wie wichtig, dass hier auch junge Menschen gefallen und motivation finden.
Im Moment fällt es mir sehr schwer meine Gedanken abzuschalten. Aber ich kann es nicht ändern und muss versuchen, das Beste daraus zu machen.
Hab einen schönen Urlaub genieße ihn und vorallem erhole Dich.
Lieben Gruß Sylvia
Ob das so die richtige Strategie ist, neue Kräfte in den Pflegeberufen zu werben, wage auch ich zu bezweifeln. Ich jedenfalls habe ganz große Achtung vor eurem Job. In „normalen“ und jetzt in Coronatzeiten ganz besonders. Ihr seid total wichtig und ich finde es beschämend, wie wenig eure Leistung von bestimmten Stellen gewürdigt wird.
Bis nachher!
Marion
uiuiui… Hoffnung, Schlaf und Lachen…
Ich glaub, ich bin in grossen Schwierigkeiten…
Einen schönen Urlaub wünsch ich Dir.
Liebe Grüße
illy
Guten Morgen Andrea,
eine Bekannte von mir ist Alltagspflegerin in einem Altenheim in Stuttgart. Sie hat den Beruf der Altenpflegehelferin erlernt und kann nun mit den neuen Pfelgedienstgesetzt dies alles nicht mehr machen, was sie schon immer gemacht hat, weil sie eben diese Ausbidung jetzt nicht hat. Dabei hat sie ihre Sache immer mit Hingabe und Freude an dem Beruf gemacht. Die alten Menschen im Heim wundern sich, warum sie jetzt diese Sachen nicht mehr machen darf.
Ja, es ist tatsächlich so, dass die Meinung herrscht, dass man von der Schulbildung her, einem nichts anderes übrig geblieben ist, ich hoffe man versteht, was ich meine. Die Meinung ist leider in vielen Teilen der Bevölkerung vorhanden. Ich habe lange in der Nachbarschaftshilfe gearbeitet und auch eine Demenzpflegerinnenausbildung am Landradamt in Ludwigsburg gemacht, aber es wurde mir einfach zu viel und der eigentliche Sinn dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ist immer mehr ins Abseits geraten. Putzen, Bügel usw. sollte ich machen. Da hatte ich keine Lust mehr dazu. Nun ist meine Seniorin sauer und hat eine Extrag Putzfrau, die 16 Euro die Stunde bekommt. Da kommt man doch ins Grübeln.
Bei meiner Schwester ist es längst über 12 Uhr hinaus, einen Pflegeplatz zu bekommen ist auch in dieser Zeit unmöglich und so macht sie ihre Arbeit eben weiter. Ich weiss, was Menschen in Pflegeheimen usw. arbeiten, doch leider wird es viel zu wenig anerkannt.
Mal sehen, was kommen wird.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit viel Ruhe und Entspannung. Ich kann nur sagen, ich bin froh, dass ich in Rente bin, das 8. Jahr nun inzwischen. Aber ich glaube fast, dass es mit der Rente und den künftigen Rentenempfängern nicht mehr weit her sein wird, wenn es so weitergeht.
46 Jahre gearbeitet und dann was übrig bleiben wird……!!!!
Warten wir es ab.
Lieben Gruß Eva