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Mit dem Bus durch die Stadt {Stadtgeschichten}

22.03.2019 | Blumenfreitag, Stadtgeschichten

Busfahren in Berlin

Die Mutter ist letztens mit dem Bus gefahren. Das macht sie nicht oft. Und von den Fahrplänen nimmt sie Abstand. Es ist ja nicht so, dass in unserer Stadt reichlich Buslinien unterwegs sind. Sie fährt auch lieber mit dem Bus, als mit der Bahn. Unterirdisch ist nicht so ihr Ding.

Also, die Mutter steigt in den nächstbesten Bus. Denn die Nase des Bus, zeigt in die richtige Richtung. Es schert sie eher weniger, dass die Ziffer auf dem Display außen nicht stimmt. Denn alle Wege führen nach Rom… Sie setzt sich auf einen Platz und wundert sich nach einigen Stationen, dass sie gerade abbiegen, wo sie doch gar nicht abbiegen müssen. Denn eines weiß sie genau! Nämlich, wo sie langfahren muss, um nach Hause zu kommen. „Können sie mir sagen, ob dieser Bus am Zoo stoppt“ Ihre Nebensitzerin schaute sie verwundert an. „Aber nein, der fährt doch eine ganz andere Strecke!“ Ein Mann hinter den Beiden mischt sich ein, „Sie könnten in zwei Stationen aussteigen, um in die S-Bahn zu wechseln! Die fährt dann zum Zoo“.

Die Mutter ist verwirrt. „Aber der ist doch immer zum Zoo gefahren!“ „Ach sie meinen bestimmt den anderen Bus, der an der gleichen Haltestelle stoppt“ Es grübelt in dem Kopf der Mutter, was sie als nächstes tun würde. Sie entschließt sich an der S-Bahnstation aus zu steigen. Die beiden Mitfahrer verabschieden sich freundlich und die Mutter ist mal wieder erstaunt, mit wieviel Menschen man doch in ein Gespräch kommen kann.

Sie steht nun auf der Straße und möchte eigentlich gar nicht mit der Bahn fahren. Aber was bleibt ihr übrig. Die Treppen hinauf und schon rollt der nächste Zug ein. Sie setzt sich neben einen Mann der Zeitung liest und schaut aus dem Fenster. Als sie zwei Bahnhöfe hinter sich gelassen haben, fällt ihr etwas ein. „Hält dieser Zug auch am Innsbrucker Platz?“ fragt sie den Zeitungsleser. Dieser schaut aus seiner Lektüre hoch und wundert sich angesprochen zu werden. Hatte er sich nicht gut genug hinter seiner Zeitung versteckt?

„Hält der am Innsbrucker? …das weiß ich gar nicht. Ich steige immer Gesundbrunnen aus. Ist mir nie aufgefallen, ob der am Innsbrucker hält.“ Er steht aber auf, um auf den Plan an der Decke des Zuges, zu gucken. Er brummelt ein wenig vor sich hin und nickt dann freundlich. „Oh ja, er hält dort!“ „Die Mutter bedankt sich und freut sich schon, dass sie von dort auf jeden Fall nach Hause findet. Da kommt ihr eine neue Idee.

Sie könnte ja auch noch zwei Station weiter fahren und dann wieder mit einem Bus. Damit fährt sie doch viel lieber. Sie stellt sich unter den Plan an der Decke, um nach der Station zu suchen. Aber für sie ist der Plan nicht lesbar. Sie entscheidet sich dafür, es darauf ankommen zu lassen und wartet ab. Der Mann mit der Zeitung meldet sich wieder zu Wort und weist sie darauf hin, dass sie eben am Innsbrucker angekommen sind. Aber die Mutter lächelt ihn nur an, denn ihre Hörgeräte haben nur noch wenig Strom. (Dann hört sie nicht mehr) Er zuckt nur mit den Schultern und vertieft sich wieder in seine Zeitung.

Die Mutter steigt an der richtigen Haltestelle aus und fährt das letzte Stück mit dem geliebten Bus. Drei Tage später erzählt sie mir stolz ihre Geschichte und ich musste sie für dich aufschreiben. Ich liebe meine Stadt…

verlinkt bei Holunderblütchen
Tulpen hatte ich schon mal, nur nicht als Kugel.

7 Kommentare

  1. Hamburger Arroganz

    Was für eine entzückende Geschichte! „Meine“ Buslinie fährt auch immer wieder andere Routen, baustellenbedingt. Obwohl ich manchmal denke, die spontan geänderte Routenführung dient hauptsächlich dazu, die Fahrgäste miteinander ins Gespräch zu bringen.

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  2. ninakol.

    Wunderbare Geschichte und wunderschön Tulpen!
    (Auch wenn Du Dir vielleicht Sorgen machst ein so einer Bustour,)
    Schönes Wochenende und liebe Grüße
    Nina

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  3. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Eine so feine Tulpenkugel hast du! Bei der Geschichte musste ich so schmunzeln. Das hätte auch meine Mutter sein können 😉
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Astridka

    Ja, wenn man unfreundlich wäre, würde man das ganz anders benennen… Als Leserin war ich amüsiert und habe mir die Dialoge in Berlinerisch vorgestellt.
    LG
    Astrid

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  5. Burglind Moll-Ebel

    Liebe Andrea,

    ich musste gerade grinsen, weil meine Mama ist auch besonders. Sie wird im Oktober 80, ist noch recht fit und fährt sogar noch Auto nur mit dem Parken hat sie es nicht so. Da gibt es Parkhäuser in unmittelbarer Nähe beim Arzt oder Einkaufen (nein, nicht für sie). Sie parkt nur draußen und läuft dann lieber ein paar Minuten oder länger, ich weiß es nicht genau und kommt auch irgendwann an. Ja so sind sie und darum lieben wir sie.

    Ach ja, es geht um Blumen eigentlich. Deine Tulpen sehen klasse aus.

    Liebe Grüße, Burgi

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  6. Kunzfrau

    :-)))) Das ist ja eine nette Geschichte!

    Gruß Marion

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  7. Simona

    Ganz toll geschrieben. Ich lebe selbst in Berlin und konnte mich die ganze Situation gut vorstellen. :)) Liebe Grüße an deine Mutter! Und die Tulpenstrauß ist wunderschön.
    Liebe Grüße, Simona

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