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Eine Unterhaltung {Samstagsplausch 6.26}

08.02.2025 | Samstagsplausch

Eine Unterhaltung beginnt mit vielleicht einer Frage, wie geht es dir? Und vielleicht wird die Antwort darauf sein: sehr gut, danke! Auch wenn es vielleicht gelogen sein wird, denn man möchte ja nicht jedem sein innerstes präsentieren. Man könnte eine Unterhaltung auch bestimmt anders beginnen, indem man etwas von sich selber erzählt oder was man gerade für ein Buch auf seinem Nachttisch liegen hat. Möglichkeiten gibt es da bestimmt einige. Aber nicht, wenn man meinen alten Herren besucht. Da ist alles anders!

Eine Unterhaltung

Eigentlich gibt es gar keine Unterhaltung mit meinem Vater. Er wiederholt nur, was er in seinem Revolverblatt gelesen hat, was man ihm in den Medien präsentiert, was er so aufschnappt. Und wenn man dann versucht, mit ihm darüber zu diskutieren, dann redet er einfach über den Menschen hinweg, der ihm gegenübersitzt. Ich weiß ehrlich nicht, ob das schon früher so gewesen ist. Aber in letzter Zeit macht eine Unterhaltung mit ihm immer weniger Spaß. Wenn ich den Hund geholt habe und mir seine Litanei angehört habe, draußen die frische Luft wieder einatmen kann, wird mein Kopf auch gleich wieder klarer. Ich weiß wohl, dass er ein Stück weit einsam sein mag und dass er sich ohnehin unverstanden fühlt. Ihn interessiert auch nicht, was einen selber bewegt. Ach, es ist eben nicht leicht. Eine Lösung gibt es dafür nicht!

Eine andere Unterhaltung habe ich mit meiner Orthopädin geführt. Ich hatte ja schon erzählt, dass ich eine neue Verordnung für die Physio haben möchte. Zum Rehasport gehe ich schon, aber ich habe weiterhin Schmerzen in der Hüfte und im Bein. Mich gruselte es ein bisschen davor, weil ich eben befürchtete, dass ich einen Hüftschaden habe. Ich musste kaum im Wartezimmer warten. Das hatte ich ebenso wenig erwartet wie die genaue Untersuchung. Sie bog mich in die eine und die andere Richtung. Und am Ende drückte sie mir gefühlt ihren Ellenbogen ins Kreuz und stöhnte selber auf, weil ich dort scheinbar eine ordentliche Blockade habe. Die Hüfte ist es nicht! Ich habe nun wieder eine Verordnung für Physio.

Jing Yoga

gefühlt ist meine Woche wie im Flug vergangen. Meine Station ist mit Patienten belegt, die entweder Corona, Influenza A oder B oder die neue Sache: RSV haben. Alle müssen gefühlt isoliert werden und das Pflegepersonal muss sich vor den Zimmern immer wieder in Schutzkleidung verpacken. Da dauert die Pflege gleich noch einmal so lange. Die Influenza ist ja nicht neu, aber so viele wie dieses Jahr hatten wir die Jahre vorher doch nicht! Oder doch? Ich vermute mal, dass diese Menschen einfach als Lungenentzündung durch Netz gerutscht sind. Erst seit Corona werden so viele Abstriche gemacht und man fängt damit viel öfter einen Keim. Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben.

Jin Yoga, dazu hat mich eine Kollegin überredet. Ich habe früher schon Kundalini Yoga gemacht. Es gibt so viele Arten Yoga zu machen, aber Jin kannte ich noch nicht. Ich bin ja auch gerne bereit, etwas Neues zu lernen, also habe ich sie begleitet. (Vorher habe ich mich aber schlau gemacht, was mich da erwarten könnte.) Ein bisschen musste ich dabei grinsen, da diese Yogaart wohl mehr oder weniger nur im Liegen gemacht wird. Na, das kann ja gar nicht so anstrengend werden. Aber da habe ich mich wirklich getäuscht! Schon bei der zweiten Übung lief mir der Schweiß über die Stirn. Und bei der vierten Übung wusste ich wieder, welche Muskeln in meinem Oberschenkel unterfordert sind. Ich werde es noch ein zweites Mal ausprobieren. Auf einem Bein kann auch ein Yogi nur kurz stehen.

Meine Strickwoche war eher bescheiden. Ich stricke immer noch an den Socken für die Freundin. Der erste Socken ist fast fertig. Aber immer noch hänge ich an der Babyjacke fest. Am Abend nach der Arbeit habe ich meistens keine große Lust mehr zu stricken. Aber ich habe mir versprochen, die Jacke schnell fertig zu machen. Und dann, sagt mir die Freundin, dass ich die Zöpfe falsch gezopft habe! Ach … So kann das dann wohl nicht bleiben und ich habe es wieder geribbelt. Ich hoffe, das war jetzt der letzte Fehler. Ich habe ja noch mehr Projekte.

Jetzt gebe ich die Unterhaltung wieder an dich weiter! Wie beginnst du eine Unterhaltung und lässt man dich ausreden? Und wie war deine Woche? Warst du auch schon mal beim Jin oder bei einer anderen Yogaart?


So geht es oft mit einer Unterhaltung: Nach einer Weile vergeblicher Auseinandersetzung merkt man, dass man gar nicht von derselben Sache gesprochen hat.

(André Gide)

 

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14 Kommentare

  1. Anita

    Liebe Andrea,

    du sprichst mir aus der Seele, ich erlebe das bei meinem Vater oft sehr ähnlich. Ich werde dann manchmal richtig wütend, was am Ende des Tages keinem von uns gut tut, aber ich kann auch nicht immer alles schlucken und stelle vor allem fest, dass es wohl immer schon so war, dass nur die Dinge in seinem Dunstkreis… ach, lassen wir das. Wir müssen uns den Themen stellen und irgendwie kommen wir damit auch durch, es kostet eben viel Kraft. Gut, dass du draußen an der frischen Luft auf andere Gedanken kamst bzw. kommen kannst.
    Yin Yoga praktiziere ich hier und da auch und finde es auch anstrengender, als die Beschreibung es vermuten lässt. 🙂
    Herzensgrüße sende ich und viel Gelassenheit wünsche ich dir
    Anita

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  2. Britta

    Guten Morgen Andrea,
    wie ich eine Unterhaltung beginne, kommt auf meinem Gegenüber an.
    Allerdings antworte ich auf die Frage“ wie geht es dir“ gerne mit der Gegenfrage: „Was möchtest du hören?“

    Yoga ist so gar nicht meins, aber ich mache einige Übungen, die meine Physiotherapeutin mir gezeigt hat, damit meine Nackenschmerzen nicht überhand werden.
    Dass aktuell mehr Menschen krank sind, das denke ich auch. Die Liste der Kinder, die nicht in die Schule kommen, ist lang. Und meistens lese ich, dass es lange Fieberphasen gibt und die Kinder anschließend zu Hause bleiben, weil sie sich schlapp fühlen.
    Ich wünsche dir einen schöne, schmerzarmen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Britta

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  3. mano

    liebe andrea, du bist wirklich gerade ganz schön belastet. so viele kranke, um die du dich kümmern musst und die nicht so schönen stunden mit deinem vater. dieses aufatmen, wenn man draußen ist, kenne ich noch sehr gut von meinem schwager. die besuche bei ihm waren leider meistens genauso wie du beschrieben hast. da muss man sich wirklich ein dickes fell zulegen. bei freund*inne ist das schon anders. da nimmt man sich doch weitgehend ernst und bekommt ehrliche antworten und spürt interesse an der eigenen person.
    gut, dass du zum ausgleich zu deinem anstrengenden beruf yoga machst und so schöne sachen strickst. und besonders gut, dass du jetzt doch physio machen kannst! ich drücke die daumen, dass du bald besserung verspürst.
    liebe sonntagsgrüße von mano

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  4. Conny

    Moin,
    viele ältere Menschen leben in ihrer eigenen Welt und verstehen den ganzen Trubel der heutigen Zeit nicht. Diese Menschen möchten einfach etwas Wärme und menschliche Nähe erfahren. Aber wenn Sie erschöpft, unverstanden, verwirrt oder traurig sind, was für eine Wärme können Sie dann teilen?
    Manche wollen auch einfach nur reden, damit sie NICHTS gefragt werden, und keine Antworten geben müssen. Oder sie wollen reden, um damit zu verschleiern das sie schlecht hören.
    Meine Freundin 88 Jahre ruft an, und redet gleich los ohne Punkt und Komma, ich kenne alle Geschichten von ihr, und manchmal kann ich sie auf ein anderes Gleis bringen, und anderes Thema bringen. Das Finale ist dann oft der Angriff auf Dresden und andere Erinnerungen als Kind, das kann ich oft nicht mehr abbiegen.
    Ich höre am Telefon weiter zu, mach aber währenddessen oft im Internet was anderes und gebe nur ein , ach ja usw. von mir.
    Nach einer Stunde wird dann das Gespräch von ihr beendet, weil ihr die Füße vom vielen Reden weh tun…
    Manchmal zanken wir uns auch, weil ich Widerworte gebe, und dann wird der Hörer aufgedonnert, aber beim nächsten Anruf ist alles vergessen.
    Mit meiner Mutter oder Vater hätte ich nicht so reden können,
    So bin ich die Zuhörerin, mehr kann ich nicht tun.
    Wir werden ja alle mal alt, wer weiß ob wir dann jemanden zum Reden haben .
    Vielleicht braucht dein Vater mehr Gleichgesinnte, z.b. zum Skat spielen usw.
    Nur so als Idee.
    Liebe Grüße von Conny

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    • Andrea Karminrot

      Da hast du sicherlich Recht. Mein Vater ist leider ein spezieller Fall. 😀

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  5. Karin Be

    Ein Thema, das meinen Alltag zunehmend beeinflusst. Die Betreuung meines Vaters bestimmt meinen Tagesablauf und ich muss aufpassen, dass es nicht auf mein Denken übergreift. Zum Glück liest er noch eine reguläre Tageszeitung, aber auch nicht mehr so wie zu aktiveren Zeiten. Damit drehen sich unsere Gespräche nicht nur um alte Dauerschleifethemen und um ihn.
    Super, dass deine Physiotherapie weitergehen kann!
    Hut ab, vor Menschen in deinem Beruf! Ihr leistet großartige Arbeit.
    Fühl dich gedrückt und habe ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße
    Karin

    Antworten
  6. Agnes

    Liebe Andrea,
    ja, das ist schade, dass Du dich mit deinem Vater nicht richtig unterhalten kannst. Aber ich beobachte ähnliches mit verschiedenen Menschen. Sie haben nie gelernt zu zuhören, möchten sich nur selber reden hören und dann ist das so…..und je älter sie werden, umso schlimmer wird es.
    Es gibt nicht viele Menschen. mit denen man sich richtig unterhalten kann. Ich achte in Gesprächen schon immer darauf, dass ich auch Fragen stelle und ich achte auch darauf, dass nicht nur ich rede, aber trotzdem ertappe ich mich, dass ich vielleicht doch zu viel rede.
    Yoga habe ich noch nie gemacht, eigentlich schade….Aber Sport ist nicht meins, obwohl ich es eigentlich machen müsste. Gestern war der Gärtner da und hat die Bäume geschnitten. Da habe ich das Schnittholz zusammen suchen müssen, anschließend hatte ich Muskelkater in den Oberschenkeln, vom vielen Bücken. Das ist dann mein Sport
    LG Agnes

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  7. Mira

    Ich weiß nicht, liebe Andrea, ob es das Alter ist, die Generation oder…? Ich habe es aber bei meiner Mutti ähnlich erlebt, bevor die Demenz dann noch einmal alles veränderte. Sie glaubte, was sie in den Leitmedien hörte und las. Eine andere Meinung ließ sie nicht gelten. Oder sollte ich sagen, MEINE Meinung ließ sie nicht gelten. Die wollte sie gar nicht hören. Allerdings erzählte sie manchmal, was die Iris und die Christa gesagt hatten. Ganz besonders wichtig war ihr das, wenn es meiner Auffassung zuwider lief. Naja, Ich nannte sie deshalb manchmal meine „sture kleine Frau“ Dann griente sie mich an und meinte: „Ja, das bin ich!“
    Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Frieden damit zu machen und mir für Unterhaltungen mit ihr andere Themen zu suchen. Über Kohlekraftwerke zum Beispiel, auch über Windkraftanlagen. Da kannte sie sich aus. Da erfuhr ich immer mal was Neues. Da empfahl sie mir sogar manchmal, nach welchen Stichwörtern ich in „meinem Internet“ suchen sollte.
    Und heute wünsche ich mir manchmal, ich könnte überhaupt noch mit ihr reden, wenn es sein muss, eben über Kraftwerke. Oder über den Tagebau. Das war auch eines ihrer Themen, die sie mochte und wo sie mir einiges voraus hatte.

    Was soll ich sagen? Einen Rat geben kann ich dir leider nicht. Wie man hier in den Kommentaren sieht, kennen einige von uns dieses Phänomen.

    Ich hoffe, du lässt dich davon nicht zu sehr beeinträchtigen und kannst das Wochenende trotz allem genießen.
    Liebe Grüße
    von Mira

    Antworten
  8. AniLorak

    Hm. Ja, das kenne ich auch. Mein Vater lebt seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Manchmal lief die Unterhaltung wie bei Dir/ Euch. Vielleicht eine Frage der Generation. Mein Schwiegervater ist 20 Jahre tot und das war nie eine Unterhaltung sondern er wollte nur Zuhörer…

    Zum Unterhalten gehört auch zugewandtes Zuhören und das können viele nicht. Oder ist es die Einsamkeit? Viele wollen nur Zuhörer/innen…

    Yoga ist toll, oft unterschätzt. Ich besuche seit mehr als 2 Jahren einen Hatha Yoga Kurs und ja… sieht so einfach aus aber… und tut gut.

    Antworten
  9. illy

    Hier ähnlich… diese Art „Unterhaltungen“ ziehen Energie ab. Hier starten sie auch gerne mit dem immer gleichen Vorwurf: ach, meldest Du Dich auch mal wieder?“.. Als ob Kommunikation immer nur in eine Richtung geht…und als ob man sich dann ganz bestimmt mit Freude öfter meldet… *seufz*
    Yoga… ich sollte wirklich mal nachsehen, ob ich da mal wieder dran komme. Mach ich nix knirscht es gefühlt umgehend in allen Gelenken. Daher würd ich sagen: nutze die Gelegenheit *grins*
    Ein schönes Wochenende und frohes Stricken
    Liebe Grüße
    illy

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  10. Astridka

    Das tut mir so leid für dich, dass dein Vater so unzugänglich & stur ist. Vor allem aber auch das Desinteresse an dem, was dich beschäftigt, macht traurig. Aber die geistige Entwicklung im Herbst des Lebens kann so unterschiedlich verlaufen.
    Ich drück dich einfach mal virtuell.
    Und dann freue ich mich, dass es wohl nicht die Hüfte ist, die dir zu schaffen macht, und hoffe, dass die Physiotherapie was bringt. Du gibst dir ja schon Mühe, was für dich zu tun, finde ich.
    🩷liche Grüße!
    Astridka

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  11. Carina

    Liebe Andrea,
    ich frage mich, ob das, was du beschreibst, nicht ein ur-männliches und mit dem Alter zunehmendes Problem ist: „fremdes Wissen“ weitergeben, ohne eigene Gedanken oder Ideen und (gefühlt) ohne echtes Interesse an Austausch.
    Die kleine Jacke wird wunderbar 😘, während Viren und Schutzkleidung Gefühle in mir aufkommen lassen, die ich nie mehr haben wollte …
    Komm gut durch die neue Woche
    Carina.

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  12. Tina vom Dorf

    Guten Morgen Andrea,
    oh ja, so manche Unterhaltung, die ich führe, hat viel Ähnlichkeit mit den Unterhaltungen, die du mit deinem Vater führst. Leider. 🙁
    Liebe Grüße vom Niederrhein
    Tina

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  13. // Heidrun

    oh, das Thema kommt mir sehr bekannt vor… :)))

    liebe Grüßle und ein wundervolles Wochenende,
    Heidrun

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