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Zille in Charlottenburg {Kiezspaziergang}

26.09.2024 | Stadtgeschichten

Einst wohnte hier der Künstler Heinrich Zille, der mit dem Stift in der Hand einige „Milljöh“-Studien machte. An vielen Ecken waren Eckkneipen, in denen die Arbeiter sich die Zeit vertrieben, bis sie entweder ein Bett bekamen oder zum Mallochen gingen.
Ich will dich heute auf einen Kiezspaziergang um den Klausener Platz in Charlottenburg mitnehmen.

Wo Zille einstmals wohnte

Der Kerl und ich machten einen Spaziergang durch den Klausenerkiez in Charlottenburg. Ausgangspunkt war die Schloßstraße. Dort habe ich einmal meine Bilder für den 12tel-Blick gemacht. Ich mag diesen Kiez. Ich mochte ihn schon immer, denn hier war so manches los.

Als Erstes gehen wir mal in den Kiez hinein. Um 1980 standen hier viele Häuser leer und keiner mochte in diese heruntergekommenen Wohnungen einziehen. Heute ist es fast unmöglich, in den engen Straßen eine günstige Wohnung zu bekommen. In den Siebzigern wurden teilweise die Innenhöfe entkernt, um dort mehr Luft zu schaffen. Dieser Kiez hat den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden und die Mietskasernen waren in den Hinterhöfen dunkel und eng. Wenn du mehr über die „Behutsame Stadtsanierung“ lesen möchtest, dann klicke hier auf den Link

charlottenburg klausenerplatz august 24 - 154456992063287268817.
charlottenburg klausenerplatz august 24 - 148398620489082549696.

Heute findet man in den Straßen interessante Cafés, Restaurants, Galerien und eine Menge Leben. Irgendwie so, wie es wohl vor dem Krieg gewesen sein muss. Die Häuser sehen längst wieder wunderschön aus, mit ihren Stuckfassaden. Bei unserem Spaziergang kamen wir auch an dem Ledigenheim für Männer vorbei.

Hier haben Männer gewohnt, die sich keine eigene Wohnung leisten konnten. In winzigen Zimmern teilten sie sich die Betten. Es war das erste seiner Art in Deutschland.

Gegenüber vom Heim, das heute übrigens ein Hostel ist, gibt es eine Hofeinfahrt und ein kleines Café. Aus der Einfahrt kamen immer wieder Eltern mit kleinen Lausern spaziert. Da wollte ich doch mal wissen, was da zu finden sei und war ganz überrascht. Denn von den Entkernungen der Hinterhöfe hatte ich bis dahin noch nichts gewusst.

Eine echte Idylle hat man dort. Einen Ziegenhof und einen großen Spielplatz. Die öffentliche Grünanlage wird gerne von den Anwohnern genutzt und man findet dort lauschige Plätzchen. Eigentlich wäre ich noch gerne dort sitzen geblieben … Gepflegt wird dieser Ziegen-Hof übrigens von einer Bockinitiative. Immer wieder werden dort Treffen veranstaltet und Helfer gesucht.

Aber auch draußen, auf der Straße ist es lauschig und wir haben dort ein Eis gegessen.

Die Straßen sind mit dicht wachsenden Bäumen gesäumt. Da hat die Sonne kaum eine Chance, durchzublitzen. Im Hochsommer ist es dort bestimmt nicht zu warm.

Wir sind wirklich fast nur ein Karree gelaufen, haben aber so viel gesehen. Kleine Handwerkerläden mit wunderschönen Dingen, Buchläden und Boutiquen.

Mich zieht es immer wieder in diese kleinen Straßen und immer wieder gibt es dort etwas zu entdecken. Vielleicht werde ich diesen Spaziergang noch einmal durch andere Straßen machen. An dem Haus vorbei, in dem Zille einst gewohnt hat.

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So noch einmal abgebogen und wir gehen die Knobelsdorfstraße wieder zur Schloßstraße zurück.

Auf dem Mittelstreifen treffen sich Anfänger und Fortgeschrittene, die dort Boule spielen. Und das schon seit den sechziger Jahren.

Ich werde wieder einen Kiezspaziergang machen und dich einladen mich zu begleiten. Berlin hat viele Kieze und manche liegen so versteckt, haben wunderbare Ecken, die selbst ein echter Berliner nicht kennen mag.

2 Kommentare

  1. Astridka

    Das erinnert doch an die hiesigen Veedel, die auch voller Überraschungen sind und einen dann doch fürs urbane Leben einnehmen ( das sage ich als Dorfkind ). Vor Jahren habe ich mit der Wiener Susanne so eine Reihe Stadt – Land im Blog verfasst. Da wurde mir klar, was für Vorteile ich habe, grade jetzt, wo ich alt bin und doch auch medizinischen Beistand brauche – alles da! Nur zum Zahnarzt fahre ich mit der U-Bahn ins Nachbarveedel, weil der einfach netter & fähiger ist. Nur für Kinder & Jugendliche wird bei mir zu wenig geboten…
    Freu mich auf weitere schöne Fotos von deinem Berlin!
    Herzlich
    Astrid

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  2. Burglind Moll-Ebel

    Liebe Andrea,

    schön war es Dich auf den Ausflug durch den Kietz zu begleiten. Ich bin auch immer wieder überrascht selbst hier in der Provinz in Konstanz Viertel zu entdecken wo ich seit fast 40 Jahren die ich hier wohne noch nie war. Welche Möglichkeiten gibt es da erst in einer Großstadt. Ich freue mich schon auf weitere Besuche von Dir.

    Liebe Grüße
    Burgi

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