Geschichten aus Berlin (auf der Parkbank) & Oxypetalum, der Name meiner Freitagsblumen
Gestern war ich im Blumenladen. Der Garten meiner Eltern, war mir zu nass und außerdem kennst du schon alle Blümchen aus dem Garten. In Berlin hat es gestern Nacht so viel geregnet, dass die Gullys das viele Wasser gar nicht aufnehmen konnten. Da bin kurzerhand zum Floristen und suchte etwas Außergewöhnliches. Das nächste Mal gehe ich wieder auf den Markt. Die Blumenfrau guckte erst etwas irritiert, als ich sie nach dem Namen dieser blauen Blümchen fragte, holte dann aber ein Liste hervor und buchstabierte mir sogar den Namen
Wir schauten beide im Internet nach und erfuhren, dass diese Pflanze zu den Seidenpflanzengewächsen und zu den Hundsgiftgewächsen gehört… Wie schlau wir jetzt sind! Im Grunde ist es ein Enziangewächs. Und wie immer, ist es mir eigentlich fast egal wie die heißen. Ich fand sie einfach nur hübsch und etwas anders als sonst. Zusammen mit den feinen Gräsern und dem bisschen Grün, stehen sie nun auf meinem Esstisch in einer Glasvase. (Immer noch meine Favoriten, wenn ich Blumen irgendwo hinstellen möchte)
Bei Holunderblütchen, gibt es wieder Blumen zu bewundern.
Stadtgeschichten, oder Gespräche auf der Parkbank
Die letzten Wochen waren so schön, dass wir wieder öfter auf dem Weinfest waren. Kommt man zu spät, dann findet man keinen Platz mehr an den Tischen rund um das Verkaufshäuschen. Man könnte dort bequemer sitzen, sich mit fremden Personen unterhalten und hätte einen Tisch auf dem man seine mitgebrachten Leckereien verzehren kann. Aber wer zu spät kommt, der muss mit der Parkbank, dem Boden oder den Beetumrandungen vorlieb nehmen.
Auf einer Parkbank sah es aus, als könnten mein Kerl und ich noch neben einem älteren Herren Platz finden. Der saß, wie es sich für einen feinen Herren gehört, seitlich, nur mit einem halben Hintern auf seinen klassischen Gehstock gestützt und schaute in das Treiben um ihn herum. Ich fragte höflich, ob wir uns zu ihm setzen könnten. „Natürlich, ich wollte sowieso gerade gehen…eigentlich schon seit einiger Zeit. Aber ich brauche immer etwas, um mich zu erheben.“ Wir setzten uns neben ihn und gossen uns etwas Wasser in die Gläser. „Ich habe auch nichts dagegen, wenn sie Alkohol trinken. Ich selber trinke ja nicht. Freue mich aber immer daran, wenn es anderen schmeckt. Es ist schön hier. Man kann die Menschen beobachten, wie gesellig das hier immer alles wirkt. das hat so einen mediterranen Flair. Alle gehen so nett miteinander um“.
„Kommen sie denn öfter hier her?“ fragte mein Kerl. „Ich bin nicht so oft hier. Manchmal muss ich aber aus meiner Wohnung und etwas Anderes sehen. Dann komme ich gerne hier her. Wissen sie, meine Wohnung ist sehr dunkel, nicht so wie die modernen, neuen Wohnungen. Damals hat man die Wohnungen einfach nur gebaut, ohne sich Gedanken zu machen, ob da Sonne hineinscheint. Aber ich habe eine sehr schöne Wohnung, alles mit alten Möbeln. Alle Epochen finden sie hier. Ich habe verschiedenen Stühle. Nicht alle sind bequem, aber zwei habe ich mir herrichten lassen, das war nicht billig. Kennen sie den Designer…. (ich habe den Namen wieder vergessen) …der hat nur solche schönen Dinge aus Holz gemacht. Aber leider, naja, der Zahn der Zeit“
Der alte Herr redete und redete. Mein Kerl stellte ab und zu eine Frage, und schon floss es nur so aus dem Herren heraus. Immer noch saß er seitlich auf der Bank, auf seinen Stock gestützt.
Ich erwischte mich dabei, dass ich den Alten immer wieder skeptisch beobachtete. War der echt? Oder war das ein geschminkter Schauspieler und hinter dem nächsten Busch sitzt ein Fernsehteam?
Der alte Herr sprach nachdenklich und überlegt. Irgendwie beruhigend. Er erzählte viel von sich selber. Eine Freundin von ihm, die etwas jünger sei, lache ihn aus, weil er immer noch mit seiner alten Schreibmaschine schreiben würde. Dieses Internetdings, das ist ja so gar nicht seine Sache. Das versteht er nicht. Immer und überall, sei das Telefon dabei. Wenn er sich hier hin setzt, dann kann er nicht ans Telefon gehen. Weshalb er ja auch hier sitzen würde, damit er seine Ruhe haben möchte und nicht angerufen werden. Aber es soll ja auch ganz gut sein, das Internet, da kann man Sachen verkaufen. er habe ja genug,.. So viele schöne Dinge, die man nicht brauchen kann in seinem Alter.“
Er wirkte so fit und lebenslustig! Mein Kerl fragte dann mal ganz vorsichtig nach, ob er ihn nach seinem Alter fragen dürfte. Und wieder sah ich ihn an und grübelte, ob er nur eine Maske auf hätte.
„Hihihi, ich bin schon sehr alt sagte er. Ich habe schon viel gesehen und damals, als ich nach Berlin kam, ich bin nämlich nicht gebürtig von hier, da war das alles noch nicht so wie heute. Die Stadt war so viel kleiner und kaputt, wohin man auch schaute. Aber Berlin bot schon immer etwas Besonderes. Hier gab es schon immer viel Künstlerisches. Ich gehe viel in Museen und die Konzerte sind auch nicht zu verachten…Natürlich, dürfen sie mich nach meinem Alter fragen. Ich bin 89.“ So sah er aber gar nicht aus. Immer noch war ich mir nicht schlüssig, ob er Schauspieler sei.
Mit einem Mal tauchten dann unsere Freunde auf, mit denen wir zum Weintrinken verabredet waren. Der Alte schaffte es, seinen Popo von der Bank zu heben. So schlecht laufen konnte er doch gar nicht. Aber als er stand, sah ich, er war tatsächlich nicht mehr ganz taufrisch. Die Beine krumm und schief, aber mit erhobenen Haupt, auf seinen Gehstock gestützt, schlurfte er zur Bushaltestelle. Ein Fernsehteam, habe ich übrigens nicht gesehen.
Ich bin immer wieder überrascht, was für freundliche Menschen in unserer Stadt unterwegs sind und wie schnell man mit ihnen ins Gespräch kommen kann, auch auf einer Parkbank.
Wo hast Du denn das letzte mal ein solches Treffen erlebt ?
Schön…
Dabei muss ich an einen Spruch denken.
` Es sind die Begegnungen, die das Leben lebenswert machen.´
Liebe Grüße von Heike
Ich habe so was öfter im Büro oder auch in der Schlange an der Kasse, vielleicht sehe ich so aus, als könne man mit mir reden, lach…. immer wieder schön
Wie schön, dass der alte Herr in Euch noch nette Zuhörer zum Plaudern gefunden hat. Als meine Kinder klein waren, hatten wir einen sehr alten Nachbarn, der nicht mehr gut unterwegs war und aus dem Fenster heraus immer mit den kleinen Mädchen plauderte und ihnen Obst aus dem Garten zusteckte.
Ich fand nur witzig, dass Du gleich ein Fernsehteam hinter dem nächsten Busch erwartet hast.
Deine Blümchen sind wirklich hübsch. Schön, wenn Floristen noch wissen was sie da verkaufen und wie es zu pflegen ist.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea,
habe mit einem Lächeln deinen Bericht gelesen. Der alte Herr ist sicher in seiner Wohnung ziemlich einsam. War für ihn sicher eine angenehme Plauderei und für Euch natürlich auch.
Habt ein sommerliches Wochenende.
Liebe Grüße
Tina
So ein Treffen hatte ich noch nie. Aber dein Kerl und du habt dem alten Mann mit Sicherheit eine schöne Zeit beschert! Bestimmt hat er nicht mehr so oft die Gelegenheit so zu plaudern!
Gruß Marion