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Lokalsterben {Samstagsplausch 47.25}

22.11.2025 | Samstagsplausch

Wenn ich durch die Straßen Berlins gehe oder fahre, dann muss ich immer wieder feststellen, dass schon wieder eine alteingesessene Bar, Restaurant, eine Kneipe oder Café geschlossen hat. Man könnte fast von einem Lokalsterben sprechen. Alte Studenten-Kneipen tun mir da besonders weh. Das sind Lokale, die ich schon seit meiner Jugend kenne und immer wieder gerne dort eingekehrt bin. Nun wird auch noch die Luise in Berlin Dahlem geschlossen. Ein großes Lokal, das schon immer den Studenten einen kleinen Job geboten hat. Im Sommer ist der Garten (und der ist riesig!) rappelvoll, dass man sich anstellen muss, um einen Sitzplatz zu bekommen. Der Eigentümer hat das Lokal verkauft und nun werden in dem Biergarten 8 Wohnungen gebaut …

Lokalsterben in Berlin

In Schöneberg gibt oder besser gesagt, gab es ein Café, dass dort gefühlt schon ewig betrieben wurde. Ähnlich wie die Luise in Dahlem brummte der Laden immer. Das Besondere an diesem Café war, dass der riesige Räume hatte, mit Regalen voller Bücher. Dort wurden Veranstaltungen abgehalten, man konnte die auch mieten. Das Frühstück war dort immer sehr gut und mit einem Mal waren die Türen für immer verschlossen. Noch ein Café, das dem Lokalsterben zum Opfer gefallen ist. Und so schließen immer mehr tolle Läden.
Woran wird das liegen? Die Luise, weiß ich, wurde verkauft, der Eigentümer hatte ein Alter erreicht und die Kostens überstiegen wohl die Einnahmen. Der Sohn mochte kein Lokal betreiben. Meistens sind es die Kosten, die einem Wirt den Hahn zudrehen. Außerdem mögen die modernen Studenten nicht mehr in einer Gastronomie kellnern.

Nett und freundlich

gestern haben wir uns auf unserer Station darüber unterhalten, dass die Patienten früher viel dankbarer waren. Damals als ich gelernt habe, da hatten die Patienten sicherlich auch Bedürfnisse, aber sie haben „Bitte und Danke“ gesagt. Heute läuft es oft darauf hinaus, dass die „Klienten“, wie wir sie nun nennen sollen, ihre Bedürfnisse mit Handwedeln oder kurzen knappen Befehlen äußern. „Fenster zu!“ zum Beispiel. Ähnliche Symptome kann ich in Cafés und Restaurants, in Lebensmittelläden oder in den Öffis erkennen. Hey, ich meine jetzt nicht jeden Kunden oder Patienten, aber häufig ist der Ton sehr rau und unangenehm. Klar arbeite ich in einer Art Dienstleistung, aber damals wurde ich nett darum gebeten das Fenster zu schließen. Die Gesellschaft entwickelt sich immer mehr in Richtung Steinzeit zurück. Das würde auch den Schußwaffengebrauch erklären. Früher war es die Keule.

Meine Woche

Jetzt musste ich glatt wieder meinen Kalender zu Rate fragen. Die Woche war so lang und doch war sie schon wieder vorbei. Montag noch Spätdienst gehabt, am Dienstag dann zur Rückenaktivfortbildung. Am Mittwoch bin ich statt zum Spätdienst in den Frühdienst beordert worden. Passte mir gut in den Kram, dann konnte ich zum Stricktreffen. Am Donnerstag habe ich versucht alles Liegengebliebene zu entsorgen, habe es nicht geschafft, dafür habe ich Rezensionen geschrieben. Auch im Lesezimmer sind einige Bücher endlich zu ihren längst fälligen Beurteilungen gekommen. Und dann kam der Anruf: „Kannst du am Freitag Frühdienst machen?“ Über allem der Ärger über einen Mitmieter, der meinte, er könne die Tiefgarage als Werkraum nutzen. Mit Schleifmaschine und Kreissäge … Außerdem habe ich mich endlich gewagt ein E-Bike zu testen. Leider muss ich sagen, dass ich nun wohl unbedingt ein solches haben möchte. Aber nur dieses!

Dieses Wochenende muss ich auch zum Frühdienst. Danach könnte ich einen ersten Geburtstag besuchen oder ich lehne mich auf meinem Sofa zurück und atme nur einfach. Und der Sonntag? Tja, vielleicht dann am Sonntag atmen 🧘‍♀️ … Wie ist es in deinem Heimatort, schließen da auch so viele alteingesessene Lokale?

 

Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.

(Franz Grillparzer)

 

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8 Kommentare

  1. Agnes

    Liebe Andrea,
    ich besuche kaum Cafès oder ein Restaurant. Aber es stimmt schon, auch in kleineren Orten gibt es hier kaum noch Gaststätten. Wir hatten jetzt 2 Jahre ein nettes und gutes Cafe, Ist aber inzwischen geschlossen, weil die Betreiber sich getrennt haben. Es gibt aber einen neuen Betreiber, der bald wieder eröffnet. Also alles gut. Aber auch in den Nachbarstädten gibt es viel Leerstand, besonders bei den Geschäften. Die Mieten sind teuer und um diese zu zahlen, muss der Umsatz entsprechend sein.
    Ich wünsche dir eine gute neue – nicht so anstrengende – Woche.
    Beste Grüße nach Berlin,
    Agnes

    Antworten
  2. Britta

    Hallo Andrea,
    Cafe`s gibt es nicht viele in unserer kleinen Stadt. Die schließen Gott sei Dank nicht. Aber die kleinen Kneipen und Geschäfte. Neue Mieter sind dann Nagelstudios, Tattoostudios, Friseure und Spielhallen.
    Was den rauen und unhöflichen Umgangston angeht, da bin ich ganz bei. Sei es von Eltern oder Kinder, als auch beim Einkaufen oder beim Arzt. Traurige Realität.
    Liebe Grüße,
    Britta

    Antworten
  3. Regula

    Schwierig zu sagen. Wenn die Dörfer wachsen, bleiben die Läden. Nagelstudio und Barbershop sind ja nicht wirklich systemrelevant. Dorfbeizen verschwinden eher. Handwerksbetriebe haben viel Arbeit und bleiben. Es finden sich auch Lösungen, wenn es zum Generationenwechsel kommt.

    In Regionen, aus denen Menschen wegziehen, strukturschwache Regionen, da schliessen die Restaurants und Läden. Die traditionellen Dorfbeizen verschwinden, ausser es ist noch eine Bäckerei oder eine Metzgerei angeschlossen. Oder eher umgekehrt.

    Liebe Grüsse von Regula

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  4. Astrid Kahmen

    Wenn ich es daran messe, welche Möglichkeiten wir vorgefunden haben, uns in ein Lokal zu setzen, vor allem draußen, als ich vor nun bald 49 Jahren hierhergezogen bin, dann gab es eine ganz gegensätzliche Entwicklung! Unsere Haupteinkaufsstraße strotzt vor Möglichkeiten, sich hinzusetzen, Kaffee zu trinken, zu essen, zu schauen. Allerdings gibt es kein GROSSES Café mehr wie früher, sondern nur kleine & kleinste Einrichtungen, meist von der/dem Inhaber geführt.
    Was stimmt: Es mangelt an Personal, was z.B. auf meinem Plätzchen zu blöden Öffnungszeiten geführt hat, die mir nicht mehr passten. Dafür brummt das kleine Café zwei Häuser weiter ( wo man allerdings knallfall in der Sonne sitzt, was ICH nicht mag ).
    Was auch stimmt: Es gibt keine kleinen Bekleidungsläden mehr, keine Parfümerien, keinen Metzger. Dafür haben wir inzwischen drei Buchläden. Und der „Kaufhof“ ist auch geblieben.
    Es ist also alles nicht so ganz einfach & eindeutig…
    Hoffentlich kommst du gut durch diese stressigen Arbeitszeiten und die Patienten sind höflich & nett!
    GLG
    Astrid

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  5. Heidrun 🍁

    Ja, das können wir hier im Süden von Bayern ebenfalls bestätigen. Außerdem zeigen auch andere Geschäfte leere Schaufenster…

    Oder zuletzt ein Hotel, wo wir für 2026 gebucht hatten und nun durch die Insolvenz vor die Türe gestellt worden sind.

    Schöne Wochenende mit herbstbunten Grüßen, Heidrun ❤️

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  6. Tina vom Dorf

    Guten Morgen liebe Andrea,
    gestern waren wir noch in der Stadt bummeln und auch da ist mir aufgefallen, dass viele Cafés und Restaurants für immer ihre Türen geschlossen haben. Sehr traurig.
    Ich wünsche dir ein geruhsames Wochenende mit viel Zeit zum Durchatmen.
    Liebe Grüße vom Niederrhein
    Tina

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  7. Carmen

    Guten Morgen Andrea,
    also mit dem Lokalsterben das kann ich bestätigen…war vor kurzem in einem Teil der Wilmersdorfer Str. und habe die fast nicht wieder erkannt..zudem gibt es auch viel Nutzloses..
    Nagelstudios und Barbershops und dazwischen auch viel Leerstand

    Viele Grüße
    Carmen

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