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Unfreundliches Berlin {Samstagsplausch 41.25}

11.10.2025 | Samstagsplausch

Und schwups, ist es wieder einmal so weit, dass Berlin einen Stempel aufgedrückt bekommen hat: „Unfreundliches Berlin“ Wir sind unsympathisch, unfähig, überheblich …

Unfreundliches Berlin, echt jetzt?

Ich lebe seit meiner Geburt in dieser Stadt. Klar, dass ich die Berliner nicht als unfreundlich empfinde, immerhin bin ich mit der rotzigen und ohne-Blatt-vor-dem-Mund Art groß geworden. Ich habe die Berliner nie als unfreundlich empfunden. Wenn man jemanden auf der Straße nach dem Weg fragt, bekommt man bestimmt eine Antwort. Auch wenn sie mit einem Angriff gestartet wird: „Watten kennste dir nich aus?“ In dieser Umfrage des Tagesspiegels wurde darauf hingewiesen, dass der gemeine Berliner einen Hilfe suchenden, herumschauenden Menschen nicht ansprechen würde, um ihm zu helfen. Echt jetzt? Wenn ich suche, dann frage ich den Nächstbesten und erwarte nicht, dass man mich fragt, ob geholfen werden könnte … In Madrid ist mir auch keiner zu Hilfe geeilt, oder in Rom …

Tja und unsere Berliner Schnauze ist eben laut. Aber wer durch unsere Stadt tingelt, der wird sicherlich auch bemerken, dass unser Dialekt und unsere große Schnauze längst verschwunden ist. Nur noch in wenigen Bezirken, und da kommen selten Besucher aus aller Welt vorbei, kann man noch die Kodderschnauze hören. Ein Thema in dem Ranking war wohl auch, dass unser Flughafen immer noch nicht richtig funktionieren würde. Warte mal, wer baut immer noch an seinem Bahnhof? Und vielleicht ist dort der Dialekt ein wenig gefälliger, ist ja alles so niedlich.
Bei der Suche nach dem Ranking habe ich ein Anderes gefunden. Wo sich Einwanderer am besten einleben würden. Da gehören die deutschen Städte ganz ans Ende! Tatsache ist, dass Berlin in dieser Liste sogar noch vor Hamburg und München stehen, dafür aber Málaga (Málaga), Mexiko-Stadt und Alicante (Stadt) an der Spitze. Deutschland ist eben nicht wirklich freundlich.

Unterwegs in Berlin

Wie gesagt, ich sehe kein unfreundliches Berlin. Auf der Berlin Knits hatte ich zumindest nicht den Eindruck, dass sich die Menschen unwohl gefühlt haben. Ich war auch viel mit den Öffentlichen unterwegs und hatte auch da nicht den Eindruck, dass die Menschen sich unwohl gefühlt hätten. Dass unsere Stadt schon immer dreckig war, das kann ich bestätigen. Klar, wenn man in einer Kleinstadt lebt und Berlin mit seinen breiten Straßen und viel zu vielen Autos besucht, bekommt man schnell den Eindruck hier ist es dreckig und laut. Ich komme mal auf meine letzte Reise zurück: Hanoi war keinen Deut besser! Ist kein Argument, stimmt! Jetzt kommt wieder ein Aber: Wir haben verdammt viele Touristen in der Stadt und witzigerweise sind es viele davon, die ihren Müll auch einfach fallen lassen. Und wer sagt denn, dass der Nachbar nicht mein altes Sofa haben möchte? (Natürlich bringe ich meinen Sperrmüll zur BSR). Ich will jetzt aber auch nicht sagen, dass ich es toll finde, wenn der Nachbar seinen verranzten Bürostuhl einfach an die Straße stellt. Auch das ist natürlich in kleineren Städten und auf dem Land ganz anders.

Abwechslungsreich, Tradition

Ach ja Unterwegs! Berlin bietet so viel. Obwohl Berlin niemals reich war und immer schon ein Pfuhl von Zugereisten. Hier hat immer das Leben getobt, hier sind Ideen erwachsen und es war niemals langweilig. Wer nach Berlin kommt, der darf hier nichts erwarten und doch alles! Ich habe hier schon viele wieder gehen sehen, weil sie sich hier nicht wohlgefühlt haben, aber ich habe auch viele kennengelernt, die diese chaotische Stadt aus vollem Herzen lieben. Ich finde dieses Ranking völlig absurd!
Berliner haben eine Hassliebe für ihre Stadt. Du kannst nicht mit, aber auf kleinen Fall ohne. Sie liebt dich nicht zurück und doch zeigt sie sich schillernd, laut und lustig, bunt und grau, abwechslungsreich, traditionell und weltoffen, sie stinkt und riecht doch so gut, sie nimmt dich auf und schubst dich weg …

Ist deine Stadt freundlich, lebst du in einem aufgeräumten Ort? Warst du schon in Berlin und kannst dieses unfreundliche Berlin bestätigen? Willst du mir verraten, woher du kommst und auf welchem Platz deine Stadt stehen würde?

„Die Berliner sind unfreundlich und rücksichtslos, ruppig und rechthaberisch, Berlin ist abstoßend, laut, dreckig und grau, Baustellen und verstopfte Straßen, wo man geht und steht – aber mir tun alle Menschen leid, die nicht hier leben können!“

(Anneliese Bödecker)

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9 Kommentare

  1. Regula

    Ich war vor etwa 10 Jahren in Berlin. In dieser langen Zeit kann sich natürlich viel geändert haben. Mir hat es gefallen und ich denke gerne daran zurück.

    Nun, ich habe einen sehr kleinen Teil der Stadt gesehen, und als Tourist erlebt man einen Ort anders als als Einwohner. Leben wollte ich nicht in einer Grossstadt, höchstens mal für ein Jahr, damit ich alle Jahreszeiten erleben kann. Das wäre dann quasi ein Kulturaufenthalt.

    Mach dir nichts draus. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlen und zu Hause bist. Denke Gedanken, die dich glücklich machen. 🙂

    Liebe Grüsse von Regula

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  2. Mira

    Hä???
    Wer hat denn bitte diese Umfrage durchgeführt?
    Also groß und laut, das würde ich mal noch unterschreiben, aber unfreundlich? Niemals!!!
    Ich habe schon vor Jahren geäußert, wenn ich in einer deutschen Großstadt leben müsste {muss ich ja zum Glück nicht, weil es mich lieber aufs Land hinaus zieht}, aber wenn, gäbe es nur zwei Städte, wo ich leben wöllte.
    1. Berlin.
    Naja, 2. Hamburg, aber das steht auf einem ganz anderen Blatt.
    Und was mir an Berlin so gut gefällt, dass ich da leben könnte, ist eben gerade das Große, das Laute und allem voran das Bunte.
    Ach ja, du fragst, woher ich komme. Aus Leipzig, bzw. aus einer Kleinstadt in Leipzigs Nordosten. Da kannst du möglicherweise nicht nach dem Weg fragen, weil keiner auf der Straße ist, den du fragen könntest. Und mal ehrlich, in welcher Stadt hat man jemals erlebt, dass man angequatscht wird, ob man Hilfe braucht, wenn man den Weg nicht findet? Also, das ist mir nur ein einziges Mal passiert, als ich mit meiner Hexe unterwegs war zur Umbenennung des Heinrichplatzes in Rio-Reise-Platz. Da stand ich am Ausgang eines kleinen Ladens und sagte: „Jetzt müssen wir mal schauen, in welche Richtung wir müssen“ und da fragte der Ladeninhaber, wohin wir denn wollen.
    Andrea, du weißt jetzt natürlich, in welcher Stadt das war und alle anderen können es sich denken. Richtig! In BERLIN.
    So, und nun wünsche ich dir erst einmal ein schönes Wochenende.
    Ich weiß gar nicht. ob du arbeiten musst. Falls ja, wünsche ich dir stressfreie Dienste und ansonsten hab es einfach schön.
    Das wünscht die Mira

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  3. Karin Be

    Mein erster Gedanke: Ernst jetzt?
    Wenn ich im Moment aus dem Fenster schaue und das in der Sonne leuchtende Herbstlaub sehe mag ich meine Stadt. Gestern im Grau in Grau, als ich mich durch das Verkehrschaos würgte, mit Zeit das verwelkte Gestrüpp an den Verkehrsinseln zu beobachten, geschmückt mit allerlei herangenahtem Unrat … nun ja, Städte eben … Ich mag diese Ranking-Geschichten nicht. Sie bilden auch nur Momentaufnahmen ab. Wie das Wetter auch ist sind die BewohnerInnen entsprechend drauf.
    Bisher bin ich nirgends abgeblitzt, wo ich freundlich um Hilfe gebeten habe.
    Herrliche Wolle hast du ausgesucht, ganz meine Farben, wenn ich nicht gerade in einer Grauphase bin.
    Viele liebe Grüße
    Karin

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  4. Uschi

    Vor einigen Jahren war ich mal mit einer Rolli-fahrenden Freundin in Berlin unterwegs und ich war beeindruckt, wie toll das mit dem Rollstuhl in den Öffis funktioniert hat. Also nicht nur Aufzüge und Rampen, sondern wie die Menschen reagiert haben. Sie gehen einfach auf die Seite, machen Platz für den Rolli, lassen Vortritt beim Aufzug…
    Und der Busfahrer half beim ein und ausstieg!!! Bei uns im viel ländlicheren Raum sind fast die gleichen Fahrzeuge unterwegs doch ich hatte zuvor niemals gesehen das ein Busfahrer die Rampe an der hinteren Türe wirklich einsetzt. Ich weis auch warum. Die Tüpfeleschiieser Fahrgäste würden ihn annörgeln, wenn er aussteigen und die Rampe ausklappen würde. Nicht so in Berlin, mit einer Engelsgeduld probierte er sogar noch einen dritten Rollstuhl einzuladen, der aber nicht mehr reinpasste. Der Rollifahrer blieb gelassen „ach macht nix ich nehme den nächsten“ und der Busfahrer konnte weiter fahren ohne Dumme Kommentare von Leuten im Bus die wegen dieser Aktion 1-2 Minuten zu spät kamen. Also die Berliner in den Öffis waren wirklich weit freundlicher und rücksichtsvoller als die Leute hier in meiner Heimat. Hier kann es vorkommen, dass jemand den Busfahrer kritisiert, weil er zu viel Geduld mit Fußgängern hat.

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  5. Angela

    Hallo, mein letzter Berlin-Besuch ist schon Jahrzehnte her😳
    Bei meinem letzten Besuch (ca 2011) fand ich es dreckig und chaotisch. Mag aber auch an meiner damaligen Stimmung gelegen haben? Denn die male davor fand ich es immer spannend, frisch und belebend!
    Wir waren letztens etwas verwirrt in A Coruna, Spanien, unterwegs. Zu Fuß fanden wir uns mit dem Handy-Navi nicht zurecht. Und dann sprach uns doch ein netter Bauarbeiter an, ob er helfen könne! So was nettes! Bin mir fast sicher, dass das in meiner norddeutschen Heimatstadt niemals passieren würde. Auch wenn ich meine 170 000 Einwohner- Stadt mit Kleinstadt-Charakter sehr liebe…

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  6. Frau Augensternswelt

    Berlin unfreundlich? Das kann ich so gar nicht bestätigen. In den letzten Jahren war ich öfter dort, und wir haben nur gute Erfahrungen gemacht – kein bisschen unfreundlich! Ich mag Berlin sehr, auch wenn es mir als Landei manchmal etwas groß vorkommt. Dieses Multikulti-Flair finde ich einfach wunderbar.

    Mein Geburtsort liegt im Landkreis CLP in Niedersachsen, ein kleiner Ort mit damals etwa 16.000, heute rund 22.000 Einwohnern – gemütlich, wo (fast) jeder jeden kennt. Als ich das erste Mal in Berlin war – zu einer Hochzeit in Steglitz – kam es mir dort richtig vertraut vor. Fast wie zuhause, das hat mich damals überrascht.

    Wenn ich unterwegs bin, bleibe ich offen und suche nicht nach dem Negativen. Und wenn ich mal den Weg nicht weiß, spreche ich einfach jemanden an – egal, ob in Berlin oder sonst wo. Gedanken lesen kann schließlich niemand, und das sollte man auch nicht überbewerten. Andrea, ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
    Liebe Grüße
    Annette

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  7. Astrid Kahmen

    Was Berlin vielleicht von Köln unterscheidet, ist die ( ansteckende ) Selbstverliebtheit der Bewohner. Der Dreck, der Krach, die Baustellen, die vielen Menschen – das gibt es hier auch mehr als genug. Kürzlich gab es mal ein Ranking, da war die Stadt Nr. 1. Und ja, das hat dann gefreut. Aber ernst nehmen darf frau das wohl nicht alles, sind halt PR-Aktionen, wer weiß, von wem. Ich fühl mich hier wohl und du doch auch in Berlin. Das ist entscheidend.
    Drück dich!
    Astrid

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  8. Christine

    Ich habe mal wieder nix mitbekommen und weiss gar nicht um welches Ranking es genau geht 😆 Ich war aber schonmal in Berlin. Ja. Ich erinnere mich da an keinerlei besondere Auffälligkeiten was Dreck oder Unfreundlichkeit angeht. Große Stadt halt. Ja. Die sind prinzipiell für mich eher anstrengend, aber da kann Berlin nichts für. Köln ist auch anstrengend. Ich komme ursprünglich aus Essen. Das ist was Anderes. Nicht weil es Essen ist, sondern einfach nur, weil ich mich dort anders bewegen kann. Vertrauter. Und ja, Kleknstädte und Dörfer sind anders. Wobei. Naja. Also Düren Stadt finde ich persönlich zwar nicht anstrengend, aber freieillig muss ich da aucb keine Zeit verbringen. Dörfer sknd anders. Also zumindest was Sauberkeit angeht. Und diese Art Kleinstädte wie es sie hier gibt die eigentlich keine Städte sind, sondern Dorfzusammenschlüsse und wo der Hauptort nur ein paar tausend Einwohner hat. Die finde ich schon sehr reizvoll. Erftstadt zum Beispiel. Bei meiner „Stadt“ wohnen aber im Hauptort auch nur 5000 und in meine 700. Das ist quasi alles Dorf. Und das ist eben dann auch wie Dorf. Zugezogene? Mjaaaa. Aber in Erftstadt, da gibt es schon was. Da ist auch Leben. Kultur. Aber halt nicht wie in Berlin. Wie denn auch?

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  9. Carmen

    Hallo Andrea,
    das hast Du ja gut getroffen…Du sprichst mir aus dem Herzen…sicher bin ich auch Mal maulig.. aber wenn er einer fragt helfe ich ihm freundlich auf den Weg.

    LG Carmen 😊💐🧶

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