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Inneres nach Außen {Samstagsplausch 36.25}

06.09.2025 | Samstagsplausch

Sein Inneres nach außen zu kehren, das ist nicht leicht, oder? Also mir fällt es schwer zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt und, oder was mich belastet. Ich druckse herum und mag mich einfach nicht umkrempeln und sagen, was mir auf der Seele liegt. Ich könnte mein Gegenüber ja vor den Kopf stoßen, das Herz brechen oder den Menschen verletzen.

Mein Inneres nach Außen krempeln

Mein Kerl ist vor vier Wochen gestürzt und hat sich den Fuß verdreht, er soll den Fuß hochlegen, nicht so viel herumlaufen, kühlen und eben still halten. Er hat einen Stützschuh erhalten und wenn wir doch irgendwohin müssen, dann helfe ich ihm in den Schuh, fahre ihn hin wohin er auch immer muss, nehme ihm einfach viel ab und erwarte gar nichts. Aber das schränkt mich in meinen Aktivitäten ein. Ich verzichte auf Treffen mit den Freundinnen, mache nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Ich gucke immer wieder, dass er es gut hat und nehme ihm so viel ab wie es geht. Natürlich macht er nicht viel. Denn er soll ja still halten! Ganz nebenbei gehe ich arbeiten und mache den Haushalt und immer mehr geht mir diese Situation einfach auf die Nerven. Eben, weil alles an mir hängen bleibt …

Und dann kommt der Moment, an dem ich mein Inneres nach Außen stülpe und sauer werde. Mal alles herauslasse. Und natürlich ist das ungerecht, denn er kann ja gar nichts dafür! Denn ich bin selber Schuld. Mein Helfersyndrom schlägt da nämlich voll zu. Ich versuche eben alles gutzumachen. Der Arme muss ja den ganzen Tag zu Hause herumhängen. Aber das fühlt sich für mich falsch an, denn ich habe schließlich auch das Recht auf „Leben“. Er hat es nicht verlangt, dass ich das alles mache, will ich an dieser Stelle noch einmal betonen, das habe ich mir selber auferlegt! Da muss ich mich selber ändern, da muss ich an mir arbeiten … Kennst du das auch? Ist das ein Frauending, diese Selbstaufgabe?

Schnell stricken

Wir sind auf eine Hochzeit an diesem Wochenende eingeladen. Dafür habe ich mir eine hübsche Leinenhose gekauft und Wolle, aus der ich mir das Camisol No. 9 stricken wollte. Ach, du liebes Bisschen! Da habe ich mir aber was eingebrockt. Mal abgesehen davon, dass ich erst auf der Jagd nach dem richtigen Garn unterwegs war, musste ich mit kleinsten Nadeln schnell stricken. (Einer der wenigen Ausflüge, die ich ohne den Kerl gemacht habe, um mal den Kopf freizubekommen!). Die Hochzeit steht ja schon bald an. OK, 14 Tage für das Teilchen ohne Ärmel sollte doch machbar sein. Ich habe es geschafft! Das Hemdchen ist fertig und ich kann es heute anziehen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen und ich bekomme vielleicht exklusive Fotos. Übrigens sind da Passagen gewesen, bei denen ich auch bei dem Strickstück das Innere nach Außen gekrempelt habe. 

Und sonst?

Meine Woche war voll. Ich habe gefühlt jeden Tag gearbeitet, hatte keine Zeit für mich (s.o.), war mit dem Kerl ein Outfit für die Hochzeit kaufen, habe gestrickt, nichts gelesen, mit der Tante telefoniert (was ich schon ewig vor mir hergeschoben habe), war mit der Schwester beim Pilates und mit dem Hund spazieren. Ich war mal wieder beim Friseur und froh darüber, dass er immer noch gut schneidet. Hatte einen schönen Abend mit den alten Nachbarn, war mit dem Kerl einen leckeren Hamburger essen … Wenn ich das jetzt so zusammenschreibe, stelle ich fest, dass ich mir wohl doch ab und an ein wenig Auszeit genommen habe, die aber scheinbar nicht ins Gewicht gefallen ist. So ist das dann immer. Vielleicht sollte ich doch wieder Tagebuch schreiben! Und dann möglichst eine Spalte für all die guten Dinge des Tages einfügen. Dann sieht man auch, dass es alles gar nicht so schlimm ist wie man denkt. 

So, ich muss mich jetzt für die Hochzeit fertig machen. Es geht bald los und ich möchte noch meinen Kaffee in Ruhe trinken. 
Wie ist das bei dir? Platzt du immer gleich mit deinen Gefühlen heraus oder sammelst du, bis du explodierst? Oder machst du das mit dir alleine aus und krempelst nie dein Inneres nach Außen?


„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken“

Marcus Aurelius

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16 Kommentare

  1. football bros

    Andrea, ich verstehe dich total! Das Helfersyndrom ist ja echt anstrengend, aber das ist super, dass du dir bewusst Auszeiten gegönnt hast. Das Camisol ist toll, und ich drücke dir für die Hochzeit die Daumen – egal wie das Wetter ist, die Fotos werden schön sein! 💕

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  2. Mesalunita

    Bei mir ist es unterschiedlich, es gibt Momente, wo ich gleich meine Meinung sage und welche, die sich über die Zeit so ansammeln. Oftmals ist es aber natürlich tatsächlich so, dass man seinen eigenen Ärger bei den Menschen los wird, die einem Am nächsten stehen. Die eigentlich nichts dafür können, aber eben gerade da sind. Was ja eigentlich auch gut ist, dass sie da sind. Manchmal benötigt es wirkliche in Ventil, bei dem man erstmal alles raus lassen kann, um sich dann einzugestehen, dass es nicht sein Problem, sondern vielleicht auch mal ein eigenes Problem ist. Dann muss man nur lernen, sich dies einzugestehen und sich ggf. auch zu entschuldigen, was dann oft der schwierigere Part ist.

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  3. Conny

    Hallo Andrea,
    Wir Frauen übernehmen oft die Rolle des Kümmerns und Helfen das liegt wohl in der DNA, bei Kindern ist das auch richtig und wichtig. Beim Ehemann sollte eigentlich die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund stehen. zur Not muss der ambulante Pflegedienst, Schwester, Mutter, usw. helfen Da ist die eigene Selbstfürsorge sehr wichtig, denn wenn der Helfer zusammenbricht, wird man zum hilflosen Helfer. Und wenn man nichts sagt und alles nur runterschluckt gibt es ein Magengeschwür. Habe ich alles schon erlebt, Ich denke du machst das schon richtig, Hauptsache es heilt alles wieder gut zusammen.
    Ich wünsche Dir eine schöne Hochzeitsfeier und dem Kerl gute Besserung.
    Liebe Grüße von Conny

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  4. Anita

    Guten Sonntagmorgen, liebe Andrea,

    ach, so ein bisschen Helfersyndrom ist ja nicht verkehrt, wenngleich eben auch hier gilt, dass alles in Maßen wohl am besten für alle Seiten funktioniert. Ich wage zu behaupten, dass ein Freundinnen-Treffen oder andere kleine Auszeiten trotz in der Bewegung eingeschränktem Kerl zuhause möglich wäre. Und wie du ja zusammenfassend dann für dich entdeckt hast, warst du gar nicht so viel „nicht unterwegs“ wie gefühlt in diesen herausfordernden Zeiten wahrgenommen. Ja, sich auf die schönen Dingen zu konzentrieren und sich daran zu erinnern ist manchmal schwieriger als die doofen Momente im Kopf zu behalten. Schön, dass du rückblickend dann doch eine recht umtriebige und schöne Woche hattest.

    Gute Genesung für den Kerl und für dich einen schönen Sonntag. ♥

    Liebe Grüße

    Anita

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  5. Tina vom Dorf

    Guten Morgen liebe Andrea,
    die Situation, in der du gerade bst , kenne ich nur zu gut. Ich fresse immer viel zu viel Ärger in mich hinein. Ich weiß, das ist nicht gut. Aber man kann halt nicht aus seiner Haut.
    Ich versuche, mir kleine Auszeiten zu schaffen, manchmal gelingt es mir, oft aber leider nicht.
    Ich hoffe, ihr hattet eine wunderschöne Hochzeitsfeier und konntet das Brautpaar hoch leben lassen.
    Liebe Grüße vom Niederrhein
    Tina

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  6. nina wippsteerts

    oO. Gut, dass Du durch das Blogschreiben noch ein wenig reflektieren konntest.
    Aber ich tendiere auch dazu, zu sammeln. „ist doch nix“, nur dass sich die Kleinigkeiten sammeln.
    aber man kann ja besser werden 😊

    Hab ein schönes Hochzeitsfest
    Liebe Grüße
    Nina

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  7. Britta

    Liebe Andrea,
    Helfersyndrom kenne ich und habe es mir abtrainiert. Natürlich nicht ganz, aber schon sehr drastisch.
    Dieses Gefühl nicht einen Moment für mich zu haben kenne ich auch. Daher führe ich tatsächlich Tagebuch.
    Das hilft dann wiederum auch dabei mein Inneres zu sehen, bevor ich es in einem Wutanfall nach Außen kehre. Ich bin da deutlich ruhiger geworden, aber trotzdem gerne noch laut und wütend
    Keine Zeit für dich, aber ein Outfit Stricken. Grins
    Ich bin schon ganz gespannt auf die Bilder.
    Liebe Grüße
    Britta

    Antworten
  8. Astridka

    Wie das so ist, dass habe ich ja ein paar Jahre praktizieren dürfen… Es ist sicher ein weibliches Konzept, teils aber auch eine Charakterfrage. Ich könnte nicht anders und würde mich mit mir selbst nicht mehr wohl fühlen. Nun hat sich DAS Problem ja auch für mich erledigt, habe ich alle Freiheit der Welt und kann immer wieder gerne etwas abgeben und mich in einem sozialen Netz zeitweilig einbringen. Je älter ich werde, taucht aber auch immer wieder in den Gedanken auf, was ist, wenn ich so abhängig werde? Das macht durchaus Angst & ist kein angenehmes Gefühl. Ich muss jedenfalls viel darüber simelieren.
    Dir und deinem Mann alles Gute!
    Astrid

    Antworten
  9. Daniela

    Liebe Andrea,
    na das ist alles auch irgendwie gerade ein bisschen viel, aber ich bin da auch der falsche Typ für Ratschläge… Ich kehre mein inneres nicht mehr nach außen, das habe ich irgendwann sein lassen, ich bin mittlerweile der Typ Schneckenhaus- ich verkrieche mich wenn alles zu viel ist und bin einfach allein mit mir.

    Antworten
      • Daniela

        Das stimmt, ABER ich hab auch nicht behauptet das es gut wäre… jedoch verändert man sich im Leben und manchmal bekommt man dann Angewohnheiten (Schneckenhaus) die zwar nicht gut sind, aber dennoch der Seele helfen….

        Antworten
  10. Neufeld Monika

    Liebe Andrea, da hast du im Moment aber eine Menge zu schultern!
    Kein Wunder, dass dann irgendwann das Ventil aufgeht und du Dampf ablässt. Das ist wahrscheinlich reiner Selbstschutz und auch wirklich in Ordnung!
    Wie schön, dass du den Camisol noch geschafft hast, auch wenn das Stricken in time natürlich noch zusätzlich Stress gemacht hat.
    Ich wünsche dir einen schönen Tag bei der Hochzeit und eine gute nächste Woche, LG, Monika (aka Lilamalerie)

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  11. Mira

    Liebe Andrea,
    du wirst vielleicht schon unterwegs sein. Ich mag dir hier doch ein paar Gedanken hinterlassen. Ich kenne das, was du beschreibst sooo gut, als hättest du über mein Leben geschrieben. Ob es ein Frau7ending ist, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, denn mein Sohn ist auch so und RoHen wohl auch. Er explodiert nicht einmal, futtert alles in sich hinein. Der Sohn explodiert, ich auch, aber nie den Menschen gegenüber, die uns gerade nerven, denn, wie du auch geschrieben hast, diese können nichts dafür, weil wir selbst uns diese Pflichten auferlegen. Der Sohn poltert dann mich voll und sagt hinterher oder zwischendurch: „Mutsch, es hat nichts mit dir zu tun. Dich hab ich lieb.“ Ich bin sozusagen der Blitzableiter. Und ich finde, genau den braucht man. Unbedingt.
    So, wie Heidrun geschrieben hat, Selbstfürsorge, dafür sorgen, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen.
    Das ist gar nicht so einfach. Ich habe festgestellt, dass es nicht reicht, am Ende einer Woche zu sagen: „Ach, ich hatte ja doch ein paar kleine Auszeiten.“ Da fühlt man sich womöglich noch schlechter, weil der Kopf weiß, man hatte Auszeiten, der Seele aber fühlt es sich nicht so an. Vielleicht, weil es zu wenige waren oder zu kurz oder zu unbewusst.
    Vielleicht ist das mit dem Tagebuch eine gute Idee.
    Erst einmal wünsche ich dir aber eine tolle Auszeit bei dieser Hochzeit. Und ich bin sehr gespannt auf Fotos von deinem tollen Oberteil. Und überhaupt bin ich gespannt.
    Ganz liebe Grüße
    Mira

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  12. Pia

    Klösse die im Hals stecken bleiben neigen dazu daran zu ersticken!!! Darum ist es gut wenn man darüber redet, bevor es eskaliert und das befreit.
    Heute wünsche ich euch allen einen schönen Tag und feiert das Hochzeitspaar gebührend. Auf die Fotos von deinem Outfit bin ich gespannt.
    L G Pia

    Antworten
  13. Heidrun 🍁

    Oh… In der ehrenamtlichen Selbsthilfe, in einem Seminar, lernten wir Teilnehmer zunächst über die Selbsthygiene. Sorge dafür, sich physisch wie psychisch wohl in der eigenen Haut zu fühlen.

    Gute Besserung und liebe Grüße von Heidrun

    Antworten

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